Bernhard Benninger: „Tollwut im Dorf“
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim
Dr. med. vet. Bernhard Benninger, der 35 Jahre als Landtierarzt im Fricktal tätig war, schrieb das Buch „Tollwut im Dorf“. In 32 tierisch-menschlichen Episoden, die sich tatsächlich ereignet haben, gelingt es dem Autor seine Erlebnisse packend und mit Humor verständlich darzustellen. Gut lesbar sind auch die medizinischen Erklärungen, die im Text eingestreut sind. Dem pensionierten Veterinärmediziner, der heute im Schweizer Rheinfelden wohnt, gelingt es auch, die Eigenheiten der Menschen in den Dörfern zu vermitteln. Jedem Leser wird klar, welch intensive Arbeiten ein Landtierarzt zum Wohle der Nutztiere aufwenden muss. So wurde er Tag und Nacht von den Landwirten gerufen, um Tiere zu helfen. Seine Maxime lautet: „Als praktischer Tierarzt hat das Wohl eines jeden Tieres oberste Priorität für mich.“ Wichtig ist auch der verständnisvolle und direkte Umgang mit dem Tierbesitzer. Das ist, wie er bemerkt, eine unabdingbare Voraussetzung für eine gute Arbeit.
Seine Erlebnisse schildert der Autor in seinem Buch so lebensnah und lebhaft, dass jeder Buchkäufer diese mit Vergnügen lesen wird.
Schwimmende Rinder im Rhein
Ein Landarzt hat viele Arbeiten zu erledigen, so fungiert er als Geburtshelfer oder führt Kaiserschnitte aus, behandelt Entzündungen, Klauen- Euter oder Verdauungsprobleme und entfernt Fremdkörper aus der Speiseröhre. Er führt auch künstliche Befruchtungen durch, impft, chipt und entwurmt. Während seiner Praxistätigkeit kamen noch ganz andere Tätigkeiten auf ihn zu. So wurde er an einem Spätsommervormittag von einem Polizisten angerufen: „Kommen Sie gleich, im Rhein zwischen Etzgen und Rheinsulz schwimmen zwei Kühe“, sagte dieser. Die Rinder, die zunächst auf einer Kantonsstrasse liefen, kamen wohl in Panik und stürzten über die Uferböschung in den Rhein. Die Rinder wurden aus dem Gewässer per Kran geholt, untersucht und nach Hause getrieben. Benninger untersuchte die Ausgebüxten dann auf Herz und Nieren. „Sie waren kerngesund. Und frisch gewaschen!“
Familienpferd Loni
Loni war ein Familienpferd und schon hochbetagt. Hatte wohl die dreissiger Lebensjahre überschritten. Der Tierarzt riet vom Ausreiten ab. Die Stute wurde dann noch zwei Jahre zu längeren oder kürzeren Spaziergängen ausgeführt. Ein unbekannter Anrufer meldete sich an einem Samstagvormittag und meldete ein Pferd, das vor der Kirche in Mettau nicht mehr aufstehen könne. Benninger stellte eine kaum feststellbare Atmung und schwache Herztöne fest. Das Pferd lag im Sterben. Nach einer Viertelstunde wurde der Tod festgestellt. Die Trauer um das beliebte Familienpferd war groß. Es flossen Tränen.
Das Pferd sollte von einer Entsorgungsstelle abgeholt werden. Dazu kam es nicht, weil erst am Montag eine Abholung möglich wäre. Das Pferd musste notgedrungen an Ort und Stelle liegen bleiben. Das tote Pferd wurde mit einer großen Decke zugedeckt. Erst am Montag wurde der Tierkadaver mittels eines Traktors und Seilwinde weggezogen und auf einen Transporter verladen. Negativ fiel dem Autor auf, dass einige Gottesdienstbesucher verständnislos den Kopf schüttelten, manche nahmen keine Notiz. Der Pfarrer erwähnte seltsamerweise in seiner Predigt kein Wort von dem Vorfall.
Tollwut auf dem Dorf
Eine Kuh zeigte die typischen Symptome der Tollwut. Ein Bauer bemerkte einen Fuchs, der in seinem Hof herumgelaufen war. Ein Kantonstierarzt empfahl die Wasserprobe. Die Kuh war nicht im Stande Wasser zu trinken, da die Schlundmuskulatur verkrampft war. Der Veterinärmediziner diagnostizierte Tollwut und das Tier wurde eingeschläfert. Er forderte die ganze Familie auf zum Arzt zu gehen und sich sofort impfen zu lassen. Die Neuigkeit verbreitete sich im ganzen Dorf. Während eines Festes in Hottwil verirrte sich ein Spitz auf der Tanzfläche. Er wurde wahrscheinlich getreten und er biss in das Hosenbein eines Tänzers. Ein Bewohner rief, der Hund habe Tollwut. Es kam Panik auf. Benninger wurde gerufen und er erinnerte sich an den Wassertest. Ein Kübel Wasser wurde dem Hund vorgesetzt und er schlürfte vor Publikum das ganze Wasser in sich hinein. Die Zuschauer waren beruhigt. Wie sich herausstellte war der Hund geimpft. Vorsichtshalber wurde der Gebissene gegen Starrkrampf und Tollwut geimpft.
Noch mehr Erlebnisse
In seinem Buch hat der Autor noch viele Erlebnisse aus seinem anstrengenden Praxisalltag beschrieben, so zum Beispiel über Mona Lisa, das Einfangen eines ausgebüxten Rindes, die Begegnung mit dem damaligen Zirkuschef Fredy Knie, Begegnung mit einem bissfreudigen Hund, Behandlung eines blutenden Pferdes, Zwischenfall mit einem Muttertier. Er berichtet über Zecken und Mäuse, Originale, Wunder, Grenzerfahrungen und über Berufspolitik.
Fazit
Es ist ein Buch, das fasziniert. Beeindruckend sind die vielseitigen Behandlungen, die Bernhard Benninger zum Wohle der Tiere durchführte. Er verstand es auch mit den Tierbesitzern ein gutes Verhältnis zu haben. Er nahm am Leben der Bauern und Tierbesitzer teil und gab Ratschläge.
„Das ist eine wunderbare und dankbare Seite unseres Berufes und lässt die oft anstrengenden Momente des Alltags vergessen“, resümiert Bernhard Benninger.
Infos
„Tollwut im Dorf“ von Bernhard Benninger, 175 Seiten, erhältlich beim Autor oder beim Verlag.
benninger@gmx.ch
www.swiboo.ch
Hinweise: Das Coverbild wurde von Alessia Béatrice Leupin und vom Autor gestaltet.
Hinweis vom Verlag: „Die vorliegenden Texte wurden ohne Künstliche Intelligenz (KI) verfasst.“
Hinweis auf weitere Blogs von WESSLING H. L.
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