Akrobatische Eichhörnchen in unseren Gärten
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

  
Die putzigen Eichhörnchen sind wahre Bewegungskünstler und trotz ihrer geringen Größe kleine Kraftpakete. Sie zeigen sich nicht nur im Wald, sondern immer mehr in unseren Gärten. Einige haben keine Scheu gegenüber Menschen, sie stibitzen Nüsse aus Futterstellen für Vögel und naschen Essbares aus der Hand.
Hüpfen wagemutig herum
  Eichhörnchen hüpfen wagemutig über mehrere  Meter durch die Luft, balancieren auf wippenden Ästen und flitzen auf Bäume. Klaus  Böttger, Vorsitzender vom BUND Schopfheim kann das bestätigen. Er  beobachtete in seinem Garten ein Eichhörnchen, das in halsbrecherischem Tempo  den Stamm eines Baumes hinaufsauste. Es ist bekannt, dass kaum ein anderes  Wildtier sich so schnell bewegt. Dieses Geschick verdankt der pelzige Nager  einer Reihe von körperlichen Besonderheiten. Sie sind schlank gebaut, haben  lange Hinterbeine mit einer starken Muskulatur und ein extrem leichtes Skelett.  Die Füßchen lassen sich um 180 Grad nach außen drehen; die scharfen Krallen an  den überaus beweglichen Zehen bieten sicheren Halt auf den rutschigsten  Baumstämmen. Der buschige Schwanz ist eine wichtige Lenk- und Balancierhilfe.

  
Leckerbissen für die  Akrobaten
  Eichhörnchen ernähren sich von fettreichen  Baumsamen (Kiefer, Fichte, Lärche), von Haselnüssen, Walnüssen, Bucheckern,  Eicheln, Kastanien. Im Sommer haben sie andere Leckerbissen im Fokus: Insekten  (z.B. Raupen, Larven, Heuschrecken), Schnecken, Vogeleier und Jungvögel. Die  Nager sind Vorratssammler. Sie vergraben Futter in Nahrungsdepots am Boden, an  Stämmen oder Wurzeln und in Baumhöhlen. Die Depots werden im Herbst angelegt.  Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Manchmal erinnern sie sich nicht  an die Nahrungsverstecke, obwohl sie ein gutes Gedächtnis besitzen. Aus diesen  vergessenen Futterdepots entwickeln sich im Lauf der Zeit Bäume. Bei  Wanderungen kann man auf Baumstümpfen, wie in Gersbach am Stamm der Großen  Tanne oder oberhalb des Schwanensees in Zell, kleine Fichten hervorsprießen  sehen – das weist auf Fressplätze von Eichhörnchen hin.
Fressfeinde sind Baummarder, Rabenkrähen, Wild- und Hauskatzen, Habichte, Mäusebussarde, Eulen.
Eichhörnchen sieht man immer häufiger in Siedlungsgebieten, Parkanlagen, auf Friedhöfen und in Gärten. So finden wir in Schopfheim einige Gärten, die von Eichhörnchen aufgesucht werden. Oft naschen sie die Nahrung aus Futterstellen für Vögel oder auf Böden unter Bäumen ausgestreute Nüsse. Im Garten des Zahnarztes Dr. Kurt Hartmann sieht der Hobbygärtner Erich Walter öfters Eichhörnchen. Er beobachtete, dass die Tierchen zunehmend zutraulich werden. So umkreisen sie zunächst seine Füße, dann werden sie mutiger und stibitzen mit ihren Vorderpfoten mit den vier Fingern, die Nascherei aus seiner Hand. Sie drehen die Nuss mit den Pfoten nach oben und bearbeiten diese solange mit den Schneidezähnen bis sie auseinanderspringt und das Innere freigibt. Bei Fichtenzapfen wird die Zapfenschuppe mit den Zähnen entfernt und mit den Fingern der darunter gelegene Samen ins Mäulchen befördert.

  
„Eichhörnli“-Wald und Wege
  Die putzigen rotbraunen Eichhörnchen  kann man im Weidachwald in Fischen bei Oberstdorf gut beobachten. Es ist ein  natürliches Waldstück, in dem die Tierchen vermehrt auftreten und sehr  zutraulich sind (www.stoehrhof.de).  Auch in der Schweiz gibt es  einige Wege. Ausgangspunkt des „Eichhörnli-Weges“ ist das Berghotel Schutzalp  bei Davos. Auch am Rundgang um den Davoser-See sind futterzahme Eichhörnchen  anzutreffen. Die Eichhörnchen betteln dort regelrecht um Futter. Das  Untersuchen von Taschen, Rucksäcken und das Erklettern von Hosenbeinen ist  keine Seltenheit. 
Benötigen das ganze Jahr  Futter
  Das Füttern von Vögeln wird überall praktiziert  – doch man sollte auch die Eichhörnchen nicht vergessen. Sie halten keinen  Winterschlaf und sind im Winter einige Stunden aktiv. Sie benötigen das ganze  Jahr über Futter. In strengen Wintern kommen sie häufig nicht mehr an ihre  versteckten Vorräte. Geeignetes Futter sind Walnüsse, Haselnüsse, Eicheln,  Mais, Sonnenblumenkerne. Erdnüsse sind nicht zu empfehlen.
Anmerkung zu den Fotos
  Die schönen Fotos von Eichhörnchen stammen  von der Freiburger Hobbyfotografin Elisabeth Faber. Vielen Dank für die Genehmigung  des Abdruckes im Textatelier. Hier sind die fotografischen Angaben zu den  Aufnahmen.
  Foto Nr. 1: Canon E0S 450 D, Brennweite  105 mm, Blende f/4, 
  Zeit 1/400 Sek., ISO   200
  Foto Nr. 2: Canon EOS  6 D,  Brennweite 188 mm, Blende f/8, 
  Zeit 1/400 Sek., ISO 2000
  Foto Nr. 3: Canon EOS 450 D, Brennweite  105 mm, Blende f/4,    
  Zeit 1/250 Sek., ISO   400
Literatur
Bosch, Stefan; Lurz Peter  W.W.: „Das Eichhörnchen“, Die Neue Brehm-Bücherei Bd.183, Verlags KG Wolf,  Magdeburg 2014.
Reichholf, Josef H.: „Das Leben der Eichhörnchen“, dtv
Verlagsgesellschaft, München 2021.
Scholz, Heinz: „Eichhörnchen – Akrobaten des Waldes“, Gesundheits- Nachrichten, Heft 12/2022, Verlag A. Vogel AG, Teufen (Schweiz).
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
„Russischer Bär“ verirrte sich in einer Wohnung
Wanderung zum Hochkopfturm und Leder-Tschobenstein
Präzise Messung der Baumhöhe mittels Drohne
Tausendguldenkraut heilsam und geschützt
Der imposante Eichsler Mammutbaum
Die Brakel sind zutraulich und gefährdet
Noch nie eine so bizarre Buchengestalt gesehen
Bitterkräuter: Wohltat für Magen und Darm
Im prächtigen Garten der unzähligen Primeln
Auf zur Lourdesgrotte und zur Kleinen Utzenfluh
Rostgänse sind erfolgreiche Neubürger
Wird die mächtige Pappel Naturdenkmal?
Ganz schön viel los bei zehn Welpen
So werden Sie fit und leistungsfähig
 
       
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                 
                
