Textatelier
BLOG vom: 07.05.2019

Wasservögel: Eine Ente mit vielen tausend Daunen

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D


Die in unseren Binnengewässern vorkommenden Wasservögel üben bei Naturfreunden einen besonderen Reiz aus. Das kann ich bestätigen. Bei meinen Exkursionen im Wehradelta in Wehr-Brennet (hier fliesst die Wehra in den Rhein) und bei uns entlang des Flusses Wiese im Bereich Hausen und Schopfheim sehe ich immer wieder Bachstelzen, Fischreiher, Stockenten, Warzenente, Löffelenten, Brandenten, Reiherenten, Rostgänse und Blässhühner. So auch am 02.05.2019. Da erblickte ich in der Wiese in Ufernähe ein Stockentenpärchen, das sich auf einem grossen Stein sonnte. An einer anderen Stelle schwamm ein Blässhuhn, tauchte plötzlich, gründelte, dann war es wieder oben und schwamm eine Runde. Dieser Vorgang wiederholte sich noch einige Male. In einem Seitenkanal zur Wiese sah ich zwei Stockenten. Als sie mich sahen, flogen sie davon. Es ist also immer gut, wenn man sich anschleicht, damit die Vögel nicht aufgescheucht werden.

Bei meinen Exkursionen habe ich immer ein Foto-Handy und einen Fotoapparat dabei, um die Tiere ablichten zu können. Dabei stellte ich fest, dass ich mit meiner Lumix-Kamera (mit Leica-Objektiv) per Tele bessere Fotos machen kann als mit dem Huawei P20 lite.

In diesem Blog sind einige meisterhafte Fotos von Elisabeth Faber wiedergegeben. Sie empfiehlt bei Vogelaufnahmen ein Anschleichen und die Verwendung eines Teleobjektives. Bei Aufnahmen von fliegenden Vögeln verwendet sie eine kurze Belichtungszeit.

Einige der in der Schopfheimer Gegend vorkommenden Wasservögel werden in diesem Blog näher vorgestellt.

Blässhuhn
Das Blässhuhn ist bei uns weit verbreitet. Es ernährt sich überwiegend von Wasserpflanzen, zu denen es hinabtaucht. Im Herbst werden auch Samen verspeist. Während der Brutzeit fressen die Vögel auch kleine Wirbeltiere. Es nistet im Röhricht, in Schilf- oder Riesgrasbeständen. Das Nest besteht aus Wasserpflanzen. Das Weibchen legt 7-15 Eier. Welch eine Arbeitsteilung: Beide Eltern widmen sich dem Brutgeschäft. Nach dem Schlüpfen sorgen beide Eltern für die Jungen. Beim Blässhuhn sind Männchen und Weibchen gleich gefärbt.

 


Gänsesäger (Foto Elisabeth Faber)
 

Gänsesäger
Der zu den Entenvögeln gehörende Gänsesäger fühlt sich in Nordeuropa, Nordasien und in Nordamerika wohl. Dort nistet er auch. Er ist ein Durchzügler und Wintergast. Er sucht bei uns nicht zugefrorene Gewässer aus. In Europa gibt es 60 000 Brutpaare. Der Gänsesäger ist ein Höhlenbrüter. Das Weibchen legt 7 bis 14 cremefarbige Eier. Die Bebrütung dauert 32 bis 35 Tage. Dem männlichen Gänsesäger fehlt die beim Mittelsäger abstehende Haube. Der Gänsesäger ernährt sich von Fisch. Ein Vogel verzehrt pro Tag 300 g Fisch.

 


Reiherente (Foto Elisabeth Faber)
 

Reiherenten
Die Reiherenten zählen zu den häufigsten Entenarten. Diese Enten haben eine Vorliebe für überwiegend tierische Nahrung. Sie besteht zu 60 % aus Muscheln und Schnecken, zu 30 % aus Kleintieren und Insekten und zu 10 % aus Pflanzen. Bei der Nahrungssuche tauchen die Reiherenten meistens 2 bis 3 Meter tief. Das Weibchen bebrütet allein die 6 bis 12 Eier. Die Mutter führt dann die völlig schwarzen Jungen ins Wasser. Die Jungen können bereits binnen weniger Stunden tauchen. Nach 7 Wochen sind sie flugfähig. Bei den Reiherenten kann man ganz leicht die Männchen von den Weibchen unterscheiden. Die Männchen haben am Hinterkopf einen herabhängenden Schopf.

Die Reiherenten werden auch als Ziergeflügel gehalten. Dies war schon im 17. Jahrhundert der Fall. In den Teichen rund um Versailles und in London galten sie als Attraktion.

Stockenten
Die Stockente lebt in fliessenden und stehenden Gewässern, oft auch inmitten von Städten. Sie sind in ganz Europa häufig. Der Bestand in Europa liegt zwischen 3,3 und 5,1 Millionen Brutpaare. Die Enten können 15 Jahre alt werden. Die Stockenten suchen sich jedes Jahr einen neuen Partner mit dem sie sich paaren.
Im Wehradelta sah ich schon Schwäne auf dem Wanderweg herumwatscheln. Neben dem Weg hatten sich 3 Stockenten (zwei Männchen und ein Weibchen) niedergelassen. Sie liessen sich durch die Wanderer nicht vertreiben, so konnte ich gute Fotos machen.

Besonders schön finde ich die ausgewachsenen Männchen (Erpel) im Balzkleid. Sie haben einen grünmetallenen Kopf, einen gelben Schnabel und einen weissen Halsring. Die Weibchen sind unscheinbarer, sie sind braun gesprenkelt und haben einen orangenen Schnabel. Zwischen Juli und August ist es mit der Pracht der Männchen vorbei. Sie legen sich in dieser Zeit ein hellbraunes Schlichtkleid an.

Die Enten sollen bis 10 000 Daumen und Deckfedern, die sie vor Kälte und Nässe schützen, besitzen. Es ist aber noch Fett nötig. Das Fett beziehen die Vögel aus der Bürzeldrüse der Schwanzwurzel. Sie fetten das Federkleid mit dem Schnabel ein. Die Stockenten schwimmen quasi auf einem Luftpolster. Die Luft hält sich zwischen Daunenfedern und Deckfedern.

Die Stockenten ernähren sich überwiegend von pflanzlichen Stoffen, aber auch von Weichtieren, Larven, kleine Krebse, Kaulquappen, Frösche, Würmer und Schnecken.

Ganz amüsant sind die Stockenten beim Tauchen zu beobachten. Ich habe schon Pärchen beobachtet, die gemeinsam abtauchten. Dabei schlugen sie mit den Flügeln auf die Wasseroberfläche und kippten dann vornüber. Lustig sind die senkrecht aus dem Wasser ragenden Bürzel. Die Enten tauchen bis zu einem halben Meter Tiefe nach Fressbarem.

Rostgans
Über die Rostgans berichte ich in einem gesonderten Blog. Zunächst wird im Regionalteil der „Badischen Zeitung“ demnächst ein Bericht über diese Halbgans von mir publiziert. Die Rostgansfamilie mit 16 Küken war nämlich auf Abwegen. Sie watschelten in einen Stadtteil von Schopfheim. Die Grossfamilie musste dann von der Polizei und dem Vogelschutzverein ins Wasser geleitet werden.

Inernet
www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/stockente.html
https://de.wikipedia.org

Literatur
Felix, J., Hisek, K.: „Vögel an Seen und Flüssen“, Mosaik Verlag, München 1976.
Zahradnik J.; Cihar J.: „Der Kosmos-Tierführer“, Franckh´sche Verlgashandlung, Stuttgart 1978.

 


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