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BLOG vom: 10.10.2018

Südtirol 3: Die Stadt aus Stein am Sellajoch

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D


Am 3. Wandertag war eine 6-Pässe-Fahrt angesagt. Wanderorganisator Toni, der die Strecke schon kannte, bezeichnete die Fahrt als „traumhaft“. Er wählte für uns die schönsten Dolomitenpässe aus. Und so fuhren wir, wie geplant, über die Pässe mit den vielen Kehren. Da war höchste Konzentration der Fahrer erforderlich.

 


Mit dem Gondellift geht es zur Langkofelscharte
 

Ungewöhnliche Seilbahn
Ein Höhepunkt der Fahrt war der Besuch der „steinernen Stadt“ am Sellajoch. Zunächst gingen wir zur Seilbahn, die als die ungewöhnlichste in Südtirol bezeichnet wird. Der schmale Gondellift Forcella Sassolungo für 2 stehende Personen, bringt die Gäste von der Talstation (2150 m) innert 15 Minuten zur über 500 m höher gelegenen Langkofelscharte (2685 m). Dort oben befindet sich die Toni Demetz Hütte. Hier ist eine Einkehr möglich.
Während der Fahrt hat man traumhafte Ausblicke. An einer Stelle fährt der Gondellift knapp am Felsen vorbei. Es wird darauf hingewiesen, dass Menschen mit Höhenangst die Fahrt nicht antreten sollten.
Wir verzichteten auf eine Fahrt. Wir betrachteten jedoch das Ein- und Ausstiegsprozedere mit Vergnügen. Beim Einstieg werden die Fahrgäste mit Schwung durch einen Mitarbeiter der Gondelbahn in die Kabine hineinbefördert. Dies muss schnell gehen, da die Bahn nicht anhält. Bei der Rückkehr müssen die Fahrgäste sich um 180° Grad drehen, damit sie vorwärts aussteigen können. Auch hier hilft ein Mitarbeiter die Gäste beim Aussteigen. Einige Szenen nahm Claus und ich in Videosequenzen auf.

 


Die steinerne Stadt
 

In der Stadt aus Stein
Unter der imposanten Südostwand des Langkofels liegen kleine und grosse Felsbrocken, die durch einen gewaltigen Felssturz entstanden sind. Auf bequemen Wegen, die unterteilt waren in Mountainbikefahrer und Wanderern, gingen wir in die steinerne Stadt. Etwas vom Weg abgegrenzt waren Infoschilder zur Tier- und Pflanzenwelt und andere Besonderheiten angebracht.
Die grösseren Felsblöcke haben unterschiedliche Namen und machen die Stadt zu einem der grössten Klettergebiete in Südtirol. Es gibt bis dato 15 Sektoren bzw. Steinblöcke. Die Kletterei ist für Familien und Anfänger geeignet. Auch wird hier das Bouldern praktiziert. Der Begriff war mir völlig unbekannt. Das Bouldern (engl. Boulder = Felsblock) bedeutet das Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken und Felswänden oder an künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe. Seit den 1970er Jahren ist das Bouldern eine eigene Disziplin des Sportkletterns.

 


Ruhepause im Sessellift
 

Wir wanderten bis zur Bergstation des Sesselliftes an der Nordostwand des Langkofels. Die Sessel sind achtsitzig. Auf einem Modellsitz in Originalgrösse konnten wir uns ausruhen und auf die Berge der Sellagruppe blicken. Ganz in der Nähe studierte ich die karge Alpenflora und die wenigen Schmetterlinge (Zitronenfalter, Admiral). Besonders schön waren die buntgefärbten Blätter der Alpenbärentraube (Arctostaphylos) und die rosa gefärbte Alpengrasnelke (Armeriaalpina).

Dann ging es wieder zurück zum Parkplatz in der Nähe der Seilbahn. Nach einer Mittagspause in einer kleinen Gaststätte steuerte Toni den Lago die Auronzo an, wo wir nach einer kleinen Wanderung dort in einem Bistro kurz einkehrten.

Zur Citta di Carpi-Hütte
Am 4. Tag fuhren wir mit dem Sessellift vom Misurinasee ausgehend zur Col de Varda-Hütte (2115 m). Durch diese Fahrt sparten wir eine Höhendifferenz von fast 400 Meter. Von dort wanderten wir innert 1,5 Stunden zur Citta die Carpi-Hütte (2010 m). Hier waren wir ganz aus dem Häuschen als wir die spitzen Berge der Cadini-Gruppe betrachteten. Auf einem Freisitz vor der Hütte stärken wir uns mit diversen Speisen (Spiegelei+Speck +Bratkartoffeln oder mit einer Minestronesuppe). Danach wanderten wir über die Col de Varda-Hütte zum Misurinasee zurück.
Etwas oberhalb vom Misurinasee gingen wir in die „Kleine Kirche zu Ehren der Madonna der Gesundheit“ hinein. Die kleine Kirche wurde am 21. August 1900 eingeweiht. Anwesend war Königin Margherita, Witwe von König Umberto, der am 29. Juli 1900 in Monza ermordet wurde.

Fortsetzung des letzten Teils folgt.

 

Internet
www.suedtirol-kompakt.com (Infos über die Gondelbahn)
www.suedtirol.info
www.sentres.com

 

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