Textatelier
BLOG vom: 11.09.2017

Nonnenmattweiher, Bienenschwarm und Habichtskraut

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 


Nonnenmattweiher
 

Am 05.09.2017 besuchten wir wieder einmal den sehr schön gelegenen Nonnenmattweiher (915 m ü. M.)  am Fusse des 1224 m hohen Köhlgartens. Von unserer privaten Wandergruppe hatten sich diesmal nur 3 (Bernd, Toni und ich) dafür interessiert, da die anderen in Urlaub waren.
Der 325 lange, 200 breite und bis zu 7 m tiefe Nonnenmattweiher hat immer Besonderes zu bieten, auch diesmal.
Wer sich für die Geschichte und Namensgebung interessiert kann meinen Blog vom 23.09.2016 („Nonnenmattweiher: Vierbeinige ‚Nonnen’ und Torfinsel) nachlesen.

Diesmal wanderten wir auf einem anderen Weg zum Weiherfelsen (1050 m ü. M.), der einen markanten und schönen Ausblick auf den See und den Belchen uns ermöglichte. Wir erblickten auch die grosse schwimmende Torfinsel im See. Diese bildete sich aus Zweigen, Wurzeln, Pflanzen, Laub und Fichtennadeln. Auf ihr wachsen Moose, Schilf, geschützte und seltene Pflanzen. Auf diesem schwimmenden Areal sind u.a. der fleischfressende rundblättrige Sonnentau, der Moorbärlapp, die Moosbeere und das Wollgras zu Hause. Die Torfinsel steht unter Naturschutz und darf nicht betreten werden. Weiter hinten befindet sich eine Badezone, die mit schwimmenden Baumstämmen vom übrigen See abgegrenzt ist.

Als die Bienen uns nahe kamen
Bei unserem Abstieg vom Weiherfelsen auf schmalen und teilweise alpinen Pfaden kamen wir an einem morschen Baumstamm vorbei. Hier fühlten sich etliche Baumpilze wohl. Aber noch andere Lebewesen. Auf der Rückseite des  Baumes war in einer Höhle im Stamm ein Bienennest. Die Bienen umschwärmten uns als wir vorbeigingen. Wir vermieden das Umsichschlagen und suchten geruhsam das Weite. Zum Glück verfolgten uns diese Insekten nicht. Das Summen hörten wir jedoch noch in einiger Entfernung.
Wie ich mir von einem Imker sagen liess, gibt es immer wieder solche Behausungen von Honigbienen in unseren Wäldern. Als es noch keine Imker gab, bauten die Bienen in Spechtlöchern und anderen kleinen Baumhöhlen ihre Nester, und die damaligen Bewohner  bedienten sich an Waben und Honig. In manchen Ländern wird heute dies noch so praktiziert.

 


Orangerotes Habichtskraut
 

Da leuchtete es orangerot
Beim Abstieg zum See in der Nähe der Badebucht sah ich eine einzelne mir unbekannte schöne Pflanze mit orangeroten Blüten. In meinen Bestimmungsbüchern war diese Pflanze  nicht aufgeführt. Ich wandte mich an unseren Heilpflanzenexperten und Apotheker Frank Hiepe von Zell im Wiesental. Er identifizierte diese als das Orangerote Habichtskraut (Hieracium aurantiacum L.). Wie er mir mitteilte, hat er dieses Habichtskraut auch in Schopfheim-Gersbach gefunden.
Das Orangerote Habichtskraut ist in den gebirgigen Regionen Mittel-, Süd- und Westeuropas in Höhen von 1100 bis 3000 Metern heimisch. Es wurde auch in anderen Teilen Europas, Nordamerika und Australien eingeschleppt. Das Orangerote Habichtskraut findet sich auch kultiviert in Gärten.
Gartenbesitzer sind entzückt, wenn diese hübsche Pflanze heranwächst und ihre Blüten zeigt.
Vereinzelt wurde das Kraut in der Volksmedizin bei Durchfall, Magen- und Darmbeschwerden und als Wundheilungsmittel genutzt. Bis heute wird das Kraut weder in der Schulmedizin noch  in der Naturheilkunde  angewandt. Es gibt auch keine Untersuchungen zur Wirksamkeit.
Die Blätter und die Blüten sind essbar. Die im Sommer gesammelten Blätter (die im Frühjahr sind noch zu bitter) eignen sich als Zusatz für Salate, während die Blüten dekorativ Gemüseplatten, Suppen und Salate aufwerten.

 


Schildflechete im Moos
 

Seltsames Gewächs im Moos
An einer einzigen Stelle am Wegrand entlang des Weihers entdeckte ich seltsame Gewächse auf dem moosbedeckten Boden. Es waren keine Pilze, sondern Flechten. Als Flechtenunkundiger wandte ich mich wegen der Identifizierung an den Flechtenexperten Prof. Dr. Volkmar Wirth. Er schrieb mir per E-Mail am 7.09.2017 das Folgende: „Ihre Flechten gehören zur Gattung Peltigera (Schildflechte), relativ schnell wachsende Blattflechten, die auch über Moosen sich ausbreiten können. Leicht zu erkennen an den Haftfasern und Adern an der Unterseite, wenn feucht, fast schwärzlich. Ihr erstes Foto ist eindeutig Peltigera praetextata, die häufigste Art, die andere Art ist vom Foto her nicht eindeutig, vermutlich die recht seltene Peltigera degenii, mit gänzlich glatter glänzender Oberseite, weißlicher Unterseite.“

Es ist mir immer wieder eine Freude, bei Wanderungen Interessantes zu entdecken. Man muss nur  mit offenen Augen durch die Gegend wandern. Als „Hoffotograf“ unserer privaten Wandergruppe achte ich immer wieder auf solche Besonderheiten.

Internet
www.symptomat.de
www.gesundpedia.de
www.gartenjournal.net
https://de.wikipedia.org

Literatur
Scholz, Wolfgang: „Der Nonnenmattweiher“ (Relikt aus der Eiszeit m Wechsel der Jahreszeiten“, mts-Druck, Schopfheim 1991.
Ückert, Kurt: „Der Nonnenmattweiher“ (Zur Geschichte eines kleinen Sees), Uehlin-Druck, Schopfheim 1989.

 


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