Textatelier
BLOG vom: 24.03.2017

Liebesgeschichte zwischen Frosch und Kröte

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


In einem riesigen Laubhaufen, vom Regen durchnässt, überwinterten einst ein Frosch und eine Kröte von Tümpeln umringt. Beide erwachten gleichzeitig, eng aneinander gerückt. Das Froschweibchen quakte entsetzt “du ekelst mich mit deinen Warzen.”

Das Krötenmännchen war zutiefst beleidigt. “Du, du beneidest mich um meine Warzen!” bellte er heiser.

“Und du kannst nicht einmal anständig quaken. Mit einem Lump wie dir kann eine Froschkönigin nichts, rein gar nichts anfangen." Hatte sie sich aus dem nassen Laub befreit, sprang sie schwungvoll in die nächste Wasserlache.

Ihr Weitsprung beeindruckte die Kröte. Soweit konnte er nicht auf einmal springen. “Warte auf mich!” bat er die 'Fröschin' und hopste mühsam zu ihr im Teich. “Wie schwerfällig du springst!” verhöhnte sie ihn. “Ausserdem fehlen dir meine Schwimmhäute,” stellte sie fest.

“Ich will nicht länger mit dir streiten” gab die Kröte klein bei. “Mit meinem giftigen Schleim kann ich dich vor Raubvögeln schützen und dich erst noch gut füttern. Was meinst du zu meinem Vorschlag?”

Die Froschkönigin nahm nach kurzer Bedenkzeit sein Angebot an, Warzen hin oder her. Sie erlaubte ihm, ihren glatten und grünen Leib mit seinem schützenden Schleim zu bestreichen. Das geschah alltäglich während der Brunstzeit mit absehbaren Folgen. Die Königin wurde schwanger. Sie gebar tausende Kaulquappen in einem Weiher gut vom Gebüsch getarnt. Die Vaterkröte fütterte ohne Unterlass die kleinen graumelierten Fröschlein, von keinen Warzen verunstaltet.

So entstand eine neue Gattung, “Krönfroh” genannt, wirksam gegen Feinde gewappnet. Die Franzosen mussten fortan auf ihre Froschschenkel verzichten, was gut und recht ist.

 


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