Textatelier
BLOG vom: 12.09.2016

Von der Idee und der Planung einer Reise in modernen Zeiten

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland

 

Ohne Planung und Organisation keine Reise! Es gäbe da die Möglichkeit, ins Reisebüro zu gehen und alles erledigen zu lassen. Viel spannender ist es aber, es selbst in die Hand zu nehmen!

Vom Wunsch zum Plan
So war es ausgemacht, wie schon im letzten Jahr wurde Oma oder Opa gefragt, in der ersten Schulwoche nach den Sommerferien die Lehrereltern, also die Tochter und den Schwiegersohn, dabei zu helfen, das Schuljahr zu organisieren. Zudem war es noch nicht klar, inwiefern die Eltern der Enkelkinder nicht durch Schulanfangskonferenzen gefordert würden. Es wurde also um Unterstützung bei der Betreuung der 4jährigen Johanna und dem 8jährigen Justus gebeten. Ausserdem stand gerade vor dieser Woche der Geburtstag der Mama der beiden an. Der Besuch wurde zugesagt. Oma und Opa reisten mit dem Auto an, immerhin eine Strecke von 550 km vom Niederrhein bis an die Ostsee.

Das Wochenende sollte zusammen verbracht werden und am Sonntag würde die Oma wegen ihrer Verpflichtungen zurück nach Hause fahren. Am Freitag der ersten Schulwoche würden die Abläufe in der Familie mit den berufstätigen Eltern geklärt sein. Der Opa würde dann seine Aufgabe erfüllt haben.

Was tun mit dem Wochenende? Im letzten Jahr gab es zu dieser Zeit das Schleswig-Holstein Musikfestival. In diesem Jahr könnte ich, der Opa, eine Kurzreise nach London machen und endlich einmal den Bloggerkollegen Emil Baschnonga besuchen.

Er würde sich freuen, so schrieb er. Er wolle mir Wimbledon, seinen Wohnort zeigen und gern einen Tag gemeinsam mit seiner Frau und mir verbringen. Ein schöner Plan! Ein paar Mails hin und her, und schon waren Tag und Uhrzeit und Treffpunkt geregelt.

Der Plan
Was stand an? Da war erst die Anfahrt zum Flughafen nach Hamburg. Dann die Buchung des Fluges selbst. Allerdings wäre es Unsinn, nach der Reise wieder nach Hamburg zurück zu fliegen. Lässt sich ein Kombiflug buchen, Hamburg-London-Düsseldorf? Im United Kingdom (UK) in London benötigt man ein Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel, vor allem die U-Bahn (Tube). Ist es sinnvoll, sich diese für Tage im Voraus zu besorgen? Und die Übernachtung? Hotel oder gibt es andere Möglichkeiten? Was könnte ich noch unternehmen? Eine Musikveranstaltung, ein Museumsbesuch wäre schön! Die Proms, das jährliche Festival in der Royal Albert Hall findet statt.

Das Wunderwerk Internet - gesucht - gefunden - gebucht!
Die Suchmaschine Google macht's möglich! Ein neues Verb in der deutschen Sprache: googeln! Welche Fluggesellschaft bietet eine Verbindung von Hamburg nach London und zu welcher Zeit an? Freitagmittag dort zu sein, ist eine gute Idee. Und schon eröffnet sich bei Eurowings eine Möglichkeit. Ich würde um 13:25Uhr abfliegen und wegen der einen Stunde Zeitverschiebung nach 1 dreiviertel Stunde um 14:10 Uhr schon in auf dem Flughafen Heathrow landen. Und der Rückflug nach Düsseldorf? Kein Problem! Sonntagabend um 19:35 ab London und gegen 22 Uhr Ortszeit wieder in Deutschland. Die Buchung war perfekt! Ticket ausdrucken, fertig! Halt, Eurowings ist eine "Billig-Airline", ist das Gepäck im Preis enthalten? Die Buchung sagt, Ticket mit Freigepäck. Was ist jetzt schon wieder Freigepäck, doch nicht etwa Handgepäck? Die Website der Airline liess mich auch unsicher zurück. Ich hatte über "check24" gebucht, ein Anruf genügte und schon wusste ich, bis zu 23 kg sind inklusive.

Wie komme ich denn zum Flughafen? Mit dem Shuttlebus ab Lübeck oder mit dem ICE bis und der S-Bahn ab Hamburg Hauptbahnhof? Schnell wurde klar, dass die Anfahrt auf der Schiene die beste Option ist. Auch diese Buchung war perfekt! Das Online Ticket war schnell ausgedruckt. Es würde knapp mit der Zeit werden, die Bahnverbindung würde mich nur eine Stunde vor Abflug zu Flughafen bringen. Aber auch da bot sich eine Lösung an. Einfach 24 Stunden vor Abflug per Internet einchecken und mit der ausgedruckten Bordkarte dann eben das Gepäck abgeben. Wenn kein Drucker vorhanden ist, etwa beim Rückflug, dann wird die Bordkarte eben auf dem Handy gespeichert!

3 Tage kreuz und quer durch London und nach Wimbledon mit der U-Bahn standen bevor. Warum nicht Tagestickets kaufen? Auch diese waren einfach über das Internet bestellbar und kamen ein paar Tage nach der Buchung nach Hause.

Und wo schlafe ich? Hotels in London sind nicht billig, es sollte möglichst in der Innenstadt sein. Google führte mich zur Website www.airbnb.com. Darüber vermieten Privatleute Wohnungen und Zimmer. Es fand sich ein Zimmer südlich der Themse unweit London Bridge und ein paar hundert Meter von der nächsten U-Bahn-Station entfernt. Das Zimmer kostete "mit allem Drum und Dran" 109 Euro, ein Schnäppchen? Ein Versuch war es wert! Die Buchung brachte mich per Mail mit den Eigentümern Ann & Edison zusammen. In der Mail bekam ich detaillierte Informationen, wie ich an den Schlüssel  zum Haus und zur Wohnung kommen würde. Es klang alles etwas kompliziert, und wenn schon, Es wird schon funktionieren!
Freitagabend ins Konzert? In der Royal Albert Hall wird das Requiem von Verdi aufgeführt. Aber es war ausverkauft. Auf der Website konnte man zwar lesen, dass man sich davon nicht abschrecken lassen sollte, meistens wäre doch noch eine Karte zu ergattern. Da ich nicht wusste, ob ich zeitig dort sein könnte und da mir ein Requiem in diesem Moment nicht das gewünschte Musikstück erschien, suchte ich weiter. Es gab noch ein Festival in London! Das Kings Place Festival nahe der U-Bahnstation Kings Cross. Neben einem kostenlosen Harfenkonzert und einer Jazz-Aufführung mit Gospelchor interpretiert das Brodsky Quartett Werke von Schostakowitsch, Mendelsohn und Beethoven. Das wäre was für mich! Und der Preis war sehr moderat, nur 8,50 englische Pfund! Da würde ich gern hingehen.

Freitag Anreise und Konzert, Samstag bei Emil, danach einen Abstecher zum Big Ben und Sonntag? Hatte ich nicht irgendwo gelesen, das Museum Tate Modern hätte sich vergrössert und sei einen Besuch mehr als wert? Eine gute Idee, damit den Tag vor dem Rückflug zu verbringen, Zeit für einen Bummel in der City sind vielleicht auch noch drin.

Weitere Entscheidungen
Ach ja, die Geldfrage! Es würde kein Problem sein, in London einen Geldautomaten zu finden, um Bargeld zu bekommen. Die U-Bahn-Tickets hatte ich ja schon.
Und das Gepäck liesse sich den letzten Tag bis zur Abholung in der Wohnung deponieren, auch nicht schlecht!

Puh, schon ein wenig zeitaufwendig das Ganze! Aber machbar. Jetzt kann's losgehen!

Oder habe ich noch etwas vergessen? Klar, Den Rucksack packen und entscheiden, was ich so mitnehme! Nicht vergessen: in den UK gibt es andere Steckdosen, für alle Fälle: ich habe doch noch irgendwo einen Adapter zum Laden des Smartphones?

 


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