Textatelier
BLOG vom: 09.07.2016

Der Chilcot-Bericht und Tony Blair

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Endlich nach sieben Jahren hat Sir Chilcot diesen Bericht in 12 Bänden veröffentlicht. 179 britische Soldaten und 1.487 USA Soldaten verloren ihr Leben – und Abertausende der Zivillisten ebenfalls.

Dieser Krieg wurde weitgehend eigenmächtig vom ehemaligen Prime Minister Tony Blair im engen Verbund mit dem damaligen US Präsidenten George Bush angezettelt.

War dieser Bericht eine Weisswäsche? Ganz und gar nicht! Chilcot hat sich in Klarschrift pointiert ausgedrückt:

Blair übertrieb absichtlich die Gefahr seitens Saddam Hussein.

Blair versprach George Bush: Ich bin auf deiner Seite, was auch immer ...

Der Entschluss zur Invasion wurde auf ungenügender Grundlage getroffen. (Friedliche Lösungen wurden verfrüht aufgegeben. Irak, ein souveräner Staat, wurde ohne Drum und Dran brutal überfallen.)

Es bestand keine imminente Gefahr von Saddam. (Keine Waffen für Massenvernichtung wurden entdeckt!)

GB's Intelligenz war fehlerhaft.

Die englische Armee war mangelhaft für die Aufgabe gerüstet.

Selbst diese wenigen “Schlagzeilen” aus dem Bericht verdeutlichen das burschikose Vorgehen von Blair und Bush. Proteste gegen den Krieg wurden kurzerhand zur Seite geschoben. Der geheime Memo-Austausch zwischen den beiden Kriegstreibern lässt tief blicken. Die Legalität dieses Krieges ist und bleibt höchst fragwürdig.

Der Nachlass dieses entsetzlichen Krieges und seine Auswirkungen werden lange andauern und sich geographisch ausweiten, wie bereits weltweit ersichtlich. Die Isis-Attentate häufen sich.

Der Chilcot-Bericht ist nicht als Gericht zuständig. Die Eltern der Opfer suchen gegenwärtig Rat bei Juristen: Kann Blair zur Rechenschaft als Kriegsverbrecher angeklagt werden? Wohl kaum, folgere ich.

Es wird viel Zeit beanspruchen, um die Kleinschrift des voluminösen Chilcot-Berichts auszubeineln.

Am 7. Juli 2016 hat BBC Radio 4 Blair im Irak-Zusammenhang knifflige Fragen gestellt. Blair musste zugeben, dass keine “WMD” (Waffen der Massenvernichtung) gefunden wurden. Der Entschluss zum siebenjährigen Krieg gefällt. Auch die Stimmen vieler MPs gegen den Irak-Feldzug beeinflussten weder Blair noch Bush. Desgleichen die Proteste der Bevölkerung. Viele Debatten fanden im kleinen Kreis hinter geschlossenen Türen statt.

Mit beinahe weinerlicher Stimme bedauerte Blair die Opfer des Krieges, auf die UK- und US-Soldaten beschränkt. Schauspielerte Blair? Und was sagte er am Ende des Interviews: Er würde heute genauso wie damals handeln ... Der Wiederaufbau des zerstörten Landes lässt auf sich warten. Die Verlierer des Krieges kaschieren sich als Sieger.

 


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