Textatelier
BLOG vom: 15.02.2016

Lauch: Eine Heil-, Gemüse-, Salat und Gewürzpflanze

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D

 

In den letzten Wochen fabrizierten wir ein Lauchtorte und einen Lauchauflauf. Da kam mir ein Artikel, den ich für „Natürlich“ 1996 (7/8) in der von Walter Hess redigierten Serie „Früchte und Gemüse als Arznei“ über Lauch verfasste, in den Sinn. Damals berichtete ich über Geschichtliches, Inhaltsstoffe und Heilwirkungen, während Esther Krummenacher Anbaumethoden vorstellte und Carine Buhmann einige leckere Lauchrezepte beisteuerte.

Bevor in einem 2. Blog einige Rezepte vorgestellt werden, stimme ich ein Loblied auf den zur Familie der Liliengewächse zählende Lauch oder Porree (Allium porrum L.) an. Der Lauch dient als Heil-, Gemüse-, Salat- und Gewürzpflanze. In unserer Gegend fehlt der Lauch in keinem Gemüsegarten.

Beliebt im alten Ägypten
Lauch hatte im alten Ägypten einen hohen Stellenwert. Er war beliebtes Nahrungsmittel mit aphrodisierender  Wirkung. Lauch war auch Bestandteil von Opfergaben und Blumengebinden. Der älteste Nachweis von Lauch stammt aus ägyptischen Gräbern der 18. Bis 20. Dynastie (1550 –1320 v. u. Z.). Etwas jüngeren Datums waren Funde des Forschers Schiaparelli, der 1886 in einem Grab zu Dra Abu el Negro 3 Päckchen mit aufgerollten Lauchschäften und Blättern entdeckte.
 
Nero bekam nicht genug davon
Der römische Kaiser Nero (37-68) ass eine Unmenge von Lauch, um seine Stimme zu stärken. Er ging als „porrophagus“ (Lauchesser) in die „Gemüsegeschichte“ ein. Vielleicht wollte Nero nicht nur seine Stimme stärken, denn im alten Rom kursierte das Gerücht, Lauch stärke den Geschlechtstrieb und die Potenz. „Lauch mehrt den Samen“, war damals ein bekannter Ausspruch.

Was St. Patrick befahl
St. Patrick (415-493) hatte ein probates Mittel für die Einwohner von Wales im Kampf gegen die verhassten Briten. Die Invasoren waren ähnlich gekleidet wie die Waliser. Er befahl Lauch an den Helmen zu tragen. Die Schlacht fand auf einem Lauchfeld statt. Die Truppen aus Wales siegten. Auch heute noch trägt der Waliser Lauch am St. Patrick´s Day. „Wales dürfte das einzige Land weltweit sein, das Lauch zum Nationalsymbol gekürt hat“ (Quelle: „Ich stelle fest, ich bin einzig“, Anekdoten über die Großen der Geschichte).

Woher kommt der Name?
Der Name porrum bzw. porros lässt sich bis zum Anfang des 9. Jahrhunderts zurückverfolgen. Auch Hildegard von Bingen (1098-1179) erwähnte sowohl Porrum als auch Lauch in ihren Schriften. Nach den Beschreibungen der Heilkundigen haben die Pflanzen jedoch röhrige und hohle Blätter. Es könnte sein, dass hier nicht Lauch bzw. Porree gemeint war, sondern die Zwiebel und der Schnittlauch. Eindeutige Beschreibungen finden wir in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts. So beschrieb Joachim Camerarius (1586 geschrieben, 1626 gedruckt) mehrere Allium-Arten, darunter den Porree, den Schnittlauch, die Schalotte und die Zwiebel.

Vitamin C, Kalium und Öle
Ätherisches Öl, das überwiegend aus Allylsulfid besteht, und Kalium (265 mg/100 g) sind die herausragendsten Inhaltsstoffe, daneben finden wir im Lauch noch Schleimstoffe, Ballaststoffe, Kalzium, Magnesium, Phosphate, Eisen, Zink, Vitamin C (25 mg/100 g), Betakarotin und geringe Mengen B-Vitamine.
Das ätherische Öl wirkt übrigens anregend auf Magen, Darm, Galle, Leber, Bauchspeicheldrüse und Niere. Die Komposition ätherisches Öl und Schleimstoffe erleichtert das Abhusten von Schleim.

Lauch sorgt für eine schlanke Linie
Für Abnehmwillige eignet sich Lauch hervorragend. Lauch hat nämlich einen Wassergehalt von 87 g/100 g und einen geringen Kaloriengehalt (25 kcal = 105 kJ).
Wer die schlanke Linie verloren hat, der sollte nach Empfehlungen von Alfred Vogel (1902-1996) 3 bis 5 verschiedene Salate täglich essen. „Auch gedämpftes Gemüse darfst du beifügen, und zwar abwechslungsweise Lauchgemüse, Fenchelgemüse, Chicoréegemüse, Schwarzwurzeln und Rüebli.“

Heilwirkungen
Dioskurides empfahl den Lauch um 60 u. Z. als schleimlösendes Mittel bei Husten. Hippokrates meinte, Lauch fördere die Harnausscheidung, entspanne den Bauch, behebe das Aufstossen, vermehre die Milch und heile die Schwindsucht.
Infolge des mittleren Gehaltes an Vitamin C galt der Lauch als ein gutes Mittel gegen Skorbut.

Kräuterpfarrer Johannes Künzle (1857−1945) empfahl das Auflegen von zerquetschten Lauchblättern und Schnittlauchstängeln bei Insektenstichen und rheumatischen Schmerzen.

Aufgrund seiner Wirkungen ist der Lauch besonders bei Erkrankungen der Niere, Leber, des Magens, Darms, der Bronchien (Bronchialkatarrhen) und bei Stoffwechselleiden (Gicht) zu empfehlen.

Eine kosmetische Wirkung kommt dem Lauch ebenfalls zu. Äusserlich wirkt er erweichend bei Mitessern und Geschwüren, Nagelbettentzündungen, Wunden und Insektenstichen (Kompressen auflegen), innerlich entwässernd bei Cellulite und Ödemen.

 

Literatur
Buhmann, Carine: „Schöpferischer Umgang mit Lauch in der Küche“, Natürlich 7/8, 1996.
Krummenacher, Esther: „Lauch muss langsam wachsen“, Natürlich Nr. 7/8, 1996.
Künzel, Johannes: „Das grosse Kräuterbuch“, Verlag Otto Walter AG, Olten 1945.
Scholz, Heinz: „Lauch – harntreibend und schleimlösend“, Natürlich Nr. 7/8,1996.
Souci, Fachmann,Kraut: „Lebensmitteltabelle für die Praxis“, WVG, Stuttgart 2004.
Schweizer, Frank: „Ich stelle fest, ich bin einzig“ (Die Grossen der Geschichte in Anekdoten), Reclam Verlag, Stuttgart 2007.
Vogel, Alfred: Der kleine Doktor, Verlag A. Vogel, Teufen, 68. Auflage
(http://www.avogel.ch/de/extras/der-kleine-doktor/)

 


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