Textatelier
BLOG vom: 08.06.2015

Allzumenschliches: Kalender-Vorrat, Deo-Verwechslung

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
 
In einem Blog vom 04.12.2013 (Allzumenschliches: „Haben Sie Feuer?“, BH für den Mann) nahm ich das Allzumenschliche auf die Schippe (Link im Anhang). Es waren Episoden, die aus dem Leben unserer Mitmenschen gegriffen waren. Es menschelt halt, wie man sagt. Es gibt Unerfreuliches beim Autoverkehr, manche zeigen den Stinkefinger, wie einst Peer Steinbrück oder der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis. Zudem finden sich nicht wenige Menschen, die Humor bei alltäglichen Begebenheiten zeigen. Sie können dadurch ihren aufkeimenden Zorn im Zaum halten. Diese bewundere ich.
 
Einige ältere und neue Episoden, die sich wirklich ereignet haben, offeriere ich Ihnen in diesem Blog.
 
Einer war zu viel
Bauer P. hat in seinem Leben sehr viel gearbeitet, seine Frau noch mehr. Das Ehepaar hat ein Dutzend Kinder. In den Stuben herrscht manchmal ein grosses Tohuwabohu, so dass es schon einmal vorkommt, dass Bauer die Übersicht verliert. So geschehen an einem Abend. Er befahl seinen Kindern, endlich schlafen zu gehen. Sie gingen ohne viel Gemecker in die Schlafstube, nur einer heulte Rotz und Wasser. „Ruhe! Schlaft endlich“, rief der Bauer mit seiner lauten Stimme. Als das Gejammer nicht enden wollte, suchte er die Schlafstube auf und fragte den verheulten Bengel: „Was ist los mit Dir, warum heulst Du?“
„Ich will zu meiner Mutter“, rief ein fremder, überzähliger Junge.
 
Ähnliches passiert in unserer heutigen Zeit immer wieder. So wurde schon das eine oder andere Kind bei der Fahrt in den Urlaub auf dem Parkplatz an einer Autobahn vergessen. Oder bei der Abfahrt in den Urlaub vergass eine Familie mit vielen Kindern einen Sprössling. Zum Glück wurde das Fehlen nach einigen Kilometern bemerkt. Der Kleine hatte sich irgendwo im Haus versteckt. Er wollte partout nicht mitfahren.
 
Sie kaufte alle Kalender auf
Eine Frau aus Schlingen (Markgräflerland) kaufte in einem Laden alle Kalender auf. Den Grund nannte sie: „So, nun habe ich 10 Jahre meine Ruhe!“ Von nun an wurde die Frau „Kalender-Wolf“ genannt.
 
Eines Tages war sie in Basel und kaufte einen Ring Cervelat-Würste. Um unbehelligt durch den Zoll zu kommen, versteckte sie die Würste unter ihrem Rock. Als es zu regnen anfing, hob sie den Rock hoch. Danach rannten ihr sämtliche Hunde nach.
 
Als die Frau beim Beichten zu lange warten musste und der Beichtvater ihr eine Busse aufgab, erklärte sie: „Ich habe keine Zeit, ich muss Rebholz auflesen!“
 
Unanständige Briefmarke
„Wie kommen Sie eigentlich dazu, eine solch unanständige Briefmarke zu verkaufen“, beschwerte sich eine ältere Frau auf dem Schopfheimer Postamt. Es handelte sich um die Marke des Künstlers Max Pechstein (1881−1955). Auf dieser Briefmarke ist eine nackte, sitzende Frau zu sehen. Wahrscheinlich war die Marke in den Augen der Kundin so unanständig, weil auf dem farbenfrohen Kunstwerk die verlängerte Rückenpartie einer Frau zu sehen ist.
 
Kommentar eines Kunden: „Es ist doch eine wunderschöne Marke. Endlich mal ein Frauenportrait von hinten.“
 
Erlebnis im Aufzug
Für Trimmsportbegeisterte ist jeder Aufzug ein Gräuel. Die bequemeren Menschen sehen in diesen Geräten ein Beförderungsmittel, das die Pfunde beschwerdelos in höheren Regionen befördert. Ein Angestellter, der in derselben Firma arbeitete wie ich, wollte einmal bei einer Fahrt ein Fräulein erschrecken. Wohlgemerkt, es handelte sich um einen Scherz. Er meinte auf halber Höhe zu ihr, er werde jetzt den Aufzug mit dem Notschalter stoppen und sie dann lieben. Er stoppte den Kasten und wollte ihn gleich wieder in Gang setzen. Aber oh weh, nichts rührte sich. Beide konnten erst nach geraumer Zeit befreit werden. Die Liebelei scheint beiden gehörig vergangen zu sein.
 
Es gibt aber auch ganz andere Begebenheiten in einem Aufzug. Wir hatten bei Ciba-Geigy in Wehr D eine Mitarbeiterin, die sich mit einem Deo dermassen einsprühte, dass der ganze Aufzug noch Stunden danach penetrant duftete. Wir benutzten dann diesen Aufzug nicht, jedoch den Treppenaufgang. Das hielt uns fit.
 
In einer Firma hatten wir auch einen Paternoster. Dieser wurde fleissig benutzt. Aufspringen und Abspringen war die Devise. Keiner rutschte aus.
 
Nach einer Zeitungsnotiz vom 30.05.2015 dürfen jetzt nur noch Leute mit einer Einweisung den Paternoster benutzen. Betriebsfremde sind ausgeschlossen.
 
Vater von Zwillingen
2 Bekannte treffen sich vor den Toren des „Schwarzwaldstadions“ vom FC Freiburg. Sagt der eine: „Ich habe gehört, Deine Frau hat Zwillinge bekommen.“„Ja, es sind niedliche kleine Bengel, die einem viel Freude bereiten“, entgegnet der stolze Vater. „Die Kinder machen sicherlich viel Lärm. Du kommst bestimmt nicht zur Ruhe“, wirft eine Bekannte ein. Darauf entgegnet der Vater: „Es ist nicht so schlimm. Schreit der eine, hört man den anderen nicht!“
 
Brüderchens Ausrutscher
Die süsse Schwester im zarten Alter von 15 Jahren macht sich schön. Sie färbt sich die Wimpern, bringt einen Lidstrich an und legt etwas Rouge auf. Schliesslich muss sie doch schön für das Rendez-vous sein. Als der Verehrer an der Haustür klingelt, ruft sie ihrem Bruder folgendes zu: „Mach die Tür auf, ich komme gleich.“ Der Kleine öffnet die Tür, sieht den Freund, den er nicht ausstehen kann und ruft: „Susi, Dein Spatz-in-der-Hand ist da.“
 
Sie beseitigte alle Spuren
In einer Augustnacht 1996 wurde im Golfclub Rickenbach (Hotzenwald) eingebrochen. Der oder die Täter kamen durch ein Fenster ins Innere des Gebäudes und entwendeten 1600 Mark aus der Clubkasse. Die hingezogenen Kripobeamten wollten Spuren sichern, fanden aber keine. Eine übereifrige Putzfrau, die schon um 5:30 Uhr auftauchte, hatte so gründlich geputzt, dass alle Spuren beseitigt waren. „Der Putzfrau ist nichts vorzuwerfen. Sie machte nur ihren Job und das verdammt gut“, war die Meinung eines Golfers.
 
Das war kein Deo
Als das Aftershave bei uns in Mode kam, war es geradezu Männerpflicht, dieses nach der Rasur zu gebrauchende Wässerchen zu kaufen und anzuwenden. So erstand auch ein junger Mann aus Oftersheim bei Schwetzingen D eine Flasche und stellte diese voller Stolz ins Badezimmer. Die Mutter, der englischen Sprache nicht mächtig, beäugte die Flasche und war der Meinung, der Inhalt sei für den After gut. Da sie gerade unter lästigem Juckreiz litt, goss sie eine gehörige Portion der alkoholischen Lösung auf ein Tuch und wischte sich damit den Allerwertesten ab. Sie dachte gerade noch, wie erfrischend und herrlich duftend das Mittel sei, als es schon höllisch zu brennen anfing. Sie hüpfte wie ein Irrwisch herum. Erst ein mit Wasser befeuchtetes Handtuch brachte Linderung. Von nun an überliess sie dem Sohn das Wässerchen. Heute wird wohl die Frau das eine oder andere feuchte, sensitive Toilettentuch mit der Zusatzbezeichnung „Bodycare“ benutzen. Aber vielleicht gab es auch da schon Verwechslungen.
 
Am 12.02.2014 kam es zu einem ganz anderen Fehlgriff. In einer Diskothek in Würzburg D war eine Tanzwütige so verschwitzt, dass sie den Schweiss mit einem Deo überdecken wollte. Doch in ihrer Handtasche griff sie daneben und sprühte statt des Deos aus Versehen den Abwehrspray CS-Gas. Diese Aktion hatte schwerwiegende Folgen. Es gab 3 Verletzte, die Diskothek musste geräumt werden. Aus war es mit dem Tanzvergnügen.
 
Wie dpa meldete, hatte ein Nichtraucher in Langenhagen bei Hannover eine glänzende Idee gegen den Rauchermief des stark rauchenden Nachbarn. Er sprühte durchs offene Fenster des Qualmers eine gehörige Portion Deo-Spray mit der Duftnote von Moschus bis herb-blumig. Der Qualmer rief die Polizei. Diese kam dem Sprüher gleich auf die Sprünge. Sie musste nur der Duftwolke nachgehen. Der Raucher hat den Sprayer angezeigt.
 
Laut einer dpa-Meldung belästigte ein Rotterdamer Student mit seinem Fussgeruch Besucher im Lesesaal der Technischen Universität Delft. Dem Mann wurde verboten, den Lesesaal zu betreten, nachdem er wiederholt seine Schuhe ausgezogen hatte. Damals kam die Duftwolke in die Näschen der anderen Leseratten. Der eigensinnige Mann wollte nicht hören. Nun überzeugte sich ein Richter vom Fussgeruch des Stinkers und verurteilte ihn. Da er Student war, wurde die Geldbusse von 250 Euro für 2 Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
 
Meine Tasche ist weg
Völlig aufgelöst kam eine Kundin, die bei Vögele in Schopfheim am 26.05.2015 einkaufte, zu einer Verkäuferin und rief: „Meine Tasche mit Geld und Bankcard ist weg. Ich verliess nur kurz die Umkleidekabine.“ Sie dachte wohl, das könne nicht sein, hier kaufen doch nur ehrliche Leute. Die Kundin ging dann mit einer Verkäuferin zu den Umkleidekabinen, und nach kurzem Suchen wurde die Tasche in einer anderen Kabine entdeckt. Diese Verwechslung hatte den Blutdruck der Frau sicherlich in die Höhe getrieben.
 
Ich beobachtete diesen Vorgang bei einem Einkauf, den meine Frau tätigte, während ich in der Nähe der Kasse wartete.
 
Es ist immer wieder erstaunlich, wie nachlässig manche Menschen sind. So kommt es immer wieder vor, dass Leute beim Einkaufen ihre Geldbörse für alle sichtbar in einem Korb herumtragen oder in einem Einkaufswagen herumfahren.
 
Eine Frau eines Freunds sah dies bei Hieber in Schopfheim. Sie sagte zur Nachlässigen: „Soll ich meine Geldbörse dazu legen? Dann werden beide gestohlen.“ Die Frau antwortete ganz ruhig: „Mir ist noch nie etwas geklaut worden.“
 
Hat die Nerven. Es kommt immer wieder vor, dass Diebe das ausnützen und dann zu Geld kommen.
 
Ein Gerücht
Als ich am 30.05.2015 auf dem Schopfheimer Wochenmarkt meine Einkäufe tätigte, sprach mich eine mir bekannte Frau an. „Was ich sie fragen wollte. Stimmt das, dass die Frau K. gestorben ist?“ Sie hörte das schon vor über einem Jahr von einer Frau. Ich sagte ihr, das sei ein Gerücht. Die Frau erfreut sich guter Gesundheit. Sie kann jedoch nicht gut laufen, deshalb wurde sie in der Stadt nicht mehr gesehen.
 
Das war der Frau sehr peinlich und sagte: „Man soll den Gerüchten nicht trauen.“
 
Dazu fiel mir der folgende Spruch von William Shakespeare ein, der so lautete: „Gerücht ist eine Pfeife, die Argwohn, Eifersucht, Vermutung bläst.“ Und Vergil sagte einst: „Das Gerücht wächst, indem es sich verbreitet.“
 
Dazu eine weitere Geschichte. Vor Jahren – damals war ich bei Thomae in Biberach tätig − wurde ein Arbeitskollege mit einer Frau in einem Café gesehen. Danach wurde dann gleich das Gerücht ausgestreut, der Mann gehe fremd. Es war jedoch nur ein jüngere Verwandte, die bei ihm zu Besuch war.
 
Zu diesen Berichten über Gerüchte passt ein Spruch, den mir Rolf P. Hess per E-Mail vom 31.05.2015 als „Sonntagsspass“ übersandte: „Ich hab schon Dinge über mich gehört, die wusste ich selbst noch nicht.“
 
Auch auf Twitter
Auf Twitter gibt es manchmal Allzumenschliches und Witziges zu lesen. So schrieb neulich eine Frau: „Ich bin nicht dick. In meinem Bauch herrscht Vorratsbratenspeicherung.“
 
Und Frau Bergmann, die 82-jährige Twitterin, verfasste am 29.05.2015 die folgenden Tweets:
 
„Die Berber (es ist die Nachbarin) schnarcht, das hört man durch das ganze Haus! Also, wenn man das Ohr an die Türe legt.“
 
„Ich verstehe das nicht: Ich durfte viermal heiraten, da hat keiner gefragt. Und wenn 2 Frauen oder 2 Männer wollen, dann dürfen sie nicht!“
 
Wenn die Sprachpolizei zuschlägt
In Québec durfte eine englisch sprechende Puppe nicht verkauft werden. In der frankokanadischen kanadischen Provinz gibt es eine Sprachpolizei, die darauf achtet, dass das Französische nicht durch das Englische ersetzt wird. Auf Geschäftsschildern muss der französische Text doppelt so gross sein wie der englische.
 
Das erinnert mich an meine Tätigkeit in diversen pharmazeutischen Firmen. Bei Neuanschaffungen von Geräten war die Gebrauchsanweisung immer in Englisch verfasst. Manche Angestellten waren erzürnt. „Das hätten sich die Hersteller bei den Franzosen nicht erlauben dürfen“, so die Äusserung eines Mitarbeiters. Sämtliche Gebrauchsanweisungen sind dort in der Landessprache gehalten.
 
Dem Englisch-Unkundigen wäre das nicht nur mit dem Aftershave passiert, sondern auch beim (Fehl-)Bedienen diverser Geräte.
 
Im privaten Bereich sind Gebrauchsanweisungen in vielen Sprachen gehalten. Man muss die umfangreichen Schriften durchwühlen, um an die passende Sprache zu gelangen. Manchmal höre ich, dass diese Beschreibungen in schlechtem Deutsch gehalten sind oder allzu kompliziert verfasst wurden.
 
Marihuana vergessen
Dummheit oder Vergesslichkeit? Ein 19-jähriger Mann hat seine alte Waschmaschine abholen lassen. Erst später bemerkte er, dass er darin rund 50 g Marihuana vergessen hatte. Er rief den Elektronikmarkt an und sagte, er habe seine Wäsche in der Waschmaschine vergessen und komme gleich vorbei. Aber zu spät. Die Mitarbeiter hatten schon vorher die Tüte „Gras“ am Geruch entdeckt und meldeten den Fund der Polizei. Laut neuester Meldung der dpa nahm die Polizei den Süchtigen beim Abholen fest.
*
Dies war nur eine kleine Auswahl von Begebenheiten, die wir bei unseren Mitmenschen erleben können und dank der Medien auch erfahren. Der Mensch, der mit seinen Schwächen behaftet und also unvollkommen ist, oft schon ausflippt, was auf seine Umgebung amüsant wirken kann.
 
 
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