Textatelier
BLOG vom: 26.02.2014

Tschick-tschick: Lautmalereien und andere Vogelstimmen

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
 
Vor einiger Zeit habe ich ein Blog darüber geschrieben, wie aus Lauten Sprache wird. Heute bleibe ich beim Gesang der Vögel. Der bekannteste Vogel, der seinen Namen laut hinaus ruft, ist der Kuckuck. Ihn habe ich öfters am frühen Morgen verwünscht, wenn er mich nicht hat schlafen lassen.
 
Auch der Ruf des Zilpzalp ist lautmalerisch, tatsächlich wiederholt der Vogel diese beiden Silben gerne in oft unregelmässiger Reihenfolge.
 
Bei der Rabenkrähe mit ihrem „Kraah“ wissen wir auch sofort, mit wem wir es zu tun haben, nicht anders geht es uns mit den Tauben.
 
Wenn der Gesang dieser Vögel erklingt, müssen wir nicht mehr raten, von wem er kommt. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob es möglich ist, Vogellaute so zu beschreiben, dass sie aus der Umschreibung erkennbar sind.
 
Ich möchte mit Ihnen dieses Experiment wagen! Ich stelle Ihnen 9 bekannte Singvögel zuerst einmal nur anhand ihrer Stimmen vor. Bei einigen werde ich noch einen weiteren Hinweis geben. Die Auflösung mit einem Link zur Stimme finden Sie am Ende dieses Blogs.
 
1. Ein grosser schwarz-weisser  Vogel, der eine Folge schwatzender Laute mit hartem, gutturalem Klang – „käk-käk-käk-käk-käk“ ausstösst. Er mag glänzende Dinge.
 
2. Noch ein grosser, aber bunter Vogel, nach Brehms Tierleben listig und verschlagen. Sein lauter Ruf, sein hartes Rätschen und viele andere Laute; ein häufiger Laut, der besonders bei Erregung ertönt, ist ein Miauen wie das einer Katze. Sein lateinischer Name „garrulus“ bedeutet „Schwätzer“ oder „Spötter“. Er kann Geräusche und andere Vogelrufe täuschend echt nachahmen.
 
3. Mein Lieblingsvogel, dessen Ausdauer und Lautstärke ich schon immer bewundert habe; denn häufig ist er mit dem Auge hoch oben kaum auszumachen. Er produziert eine angenehme abwechslungsreiche Mischung aus trillernden Folgen, wobei die Flügelbewegungen die Töne herauszupumpen scheinen. Die Strophen können oft viele Minuten lang sein und sind damit viel länger als bei den meisten anderen Singvögeln.
 
4. Ein häufiger Vogel vor meinem Wohnzimmerfenster: Der in Kürze im aufgestellten Kasten brütende Gast hat eine abwechslungsreiche Stimme, man kann die einzelnen Tiere an ihrem Gesang erkennen. Die Melodie ist ein Klingeln aus 2 Tönen, meist recht monoton. Der Warnruf ist „Pink-pink“. In Brehms Tierleben ist zu lesen, der Gesang berühre uns besonders wohltuend, da er sich schon oft vor Winterende hören lasse.
 
5. Dieser leuchtende Vogel schaute heute Morgen neugierig durch die Terrassentür ins Wohnzimmer. Er hat einen tröpfelnden, ziemlich durchdringenden Gesang, eher melancholisch als fröhlich klingend. Oft sitzt er auf einem Baum oder einem Gebäude und singt.
 
6. Der Körnerfresser beginnt mit einem lauten „Schilp-schilp“, das sich dann zu einer Reihe von beinahe schnurrenden Trillern entwickelt. Der Vogel ist recht häufig und unter 2 Namen sehr bekannt.
 
7. Dieser Vogel leuchtet an der Unterseite, die an das Gewand von kirchlichen Würdenträgern erinnert. Er stösst einen wehmütigen, etwas klagenden Ruf aus, der leise „güüp-güüp“ klingt, nicht zusammenhängend, während der Brutzeit in leichten Variationen. Er ahmt gern andere Vögel nach.
 
8. Sie zwitschern durcheinander, diese farbenprächtigen Vögel, mit ihrem 2-silbigen Lockruf  „didlitt“, nicht laut, jedoch während des Fliegens liedartig hintereinander vorgetragen. Sie klingen sehr aufgeregt. Sie sind unter 2 Namen bekannt.
 
9. Dieser auch unter 2 Namen sehr bekannte Vogel kann viele variable Gesänge von sich geben, ein weiches flötendes Lied, mühelos und virtuos, das in einem kurzen Triller endet. Der Warn- und Schreckruf ist ein durchdringendes „tschick-tschick“ oder, wenn ein Feind sich nähert, ein „Pit-pit“. Ich höre dem Gesang dieses Vogels sehr gern und oft zu.
 
Haben Sie den einen oder anderen Vogel identifizieren können? Jetzt müssen Sie nur noch die obige Beschreibung der Liste unten zuordnen. Ich gebe zu, einfach ist es nicht, es sei denn Sie sind ein Vogelliebhaber oder Ornithologe.
 
Die auf MP3 aufgenommenen Vogelstimmen entsprechen der Reihenfolge der Websites:
a) Kohlmeise, b) Gimpel, c) Amsel, d) Haussperling, e) Feldlerche, f) Stieglitz, g) Elster, h) Eichelhäher, i) Rotkehlchen
 
 
Quellen
Bilder: Basil Ede; Text: Dr. Goetz Rheinwald und William D. Campbell: „Unsere schöne Vogelwelt“, Lingen Verlag, Köln, Copyright der Originalausgabe Country Life Books, 1965.
Dr. Rudolf Barth (Herausgeber): „Brehms Tierleben“, Bertelsmann Lesering, 1953.
 
Lösung: 1.g; 2.h; 3.e; 4.a; 5.i; 6.d; 7.b; 8.f; 9.c.
 
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