Textatelier
BLOG vom: 05.11.2013

Nahrungsmittelallergien durch pflanzliche Drinks verhindern

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Eine Kosmetikerin und Fusspflegerin aus meinem Bekanntenkreis bekam nach dem Trinken von Kuhmilch und dem Verzehr von Käse aus solcher Milch einen Juckreiz auf der Kopfhaut und an den Händen. Später entwickelten sich nach dem Kratzen kleine Ekzeme. Die Beschwerden machten sich nach dem Verzehr von bestimmten Käsesorten aus Kuhmilch besonders stark bemerkbar. Es handelte sich bei Krankheit der Frau um eine Allergie auf Eiweiss in der Kuhmilch, also keine Unverträglichkeit auf Milchzucker.
 
Wie wurde der Frau geholfen? Sie konsumiert jetzt Soja- oder Reismilch und verzehrt Schafs- oder Ziegenkäse. Diese Produkte verträgt sie ausgezeichnet. Ihre Beschwerden verschwanden schon nach kurzer Zeit. Die Symptome tauchen immer dann auf, wenn sie versteckte Kuhmilch in Form von Plätzchen, Kuchen, Vollmilchschokolade oder Eis konsumiert hatte. Sie hat sich angewöhnt, beim Kauf von Nahrungsmitteln die Zutatenliste genauer unter die Lupe zu nehmen.
 
Allergien, Pseudoallergien und Unverträglichkeiten auf Nahrungsmitteln sind in der westlichen Welt stark verbreitet. Nach Schätzungen vertragen 10 bis 15 % der Bevölkerung das eine oder andere Nahrungsmittel nicht. In den meisten Fällen handelt es sich um Intoleranzen und Pseudoallergien. Nur 1 bis 2 % von ihnen entwickeln eine echte Nahrungsmittelallergie. US-amerikanische Mediziner untersuchten kürzlich 156 Nahrungsmittelallergiker. Dabei stellten sie fest, dass die Beschwerden in 50 % der Fälle durch versteckte Allergene ausgelöst wurden.
 
Das sind Intoleranzen
Beispiele von Intoleranzen: Fruchtzucker-Unverträglichkeit (Fruktoseintoleranz) und Milchzucker-Unverträglichkeit (Laktoseintoleranz). Verursacht wird die Laktoseintoleranz durch einen Mangel des Enzyms Laktase. Die Laktase ist wichtig für den Abbau des Milchzuckers im Darm. Wer unter einer solchen Intoleranz leidet, kann im Reformhaus Alternativen bekommen. Bei einer Unverträglichkeit von Kuhmilch eignen sich Sojaprodukte, vegetabile Pasten, Laktose-freie Milch, Reis- und Haferdrinks, Mandeldrink, Erdmandeldrink. Wer Nüsse nicht verträgt, sollte zu Erdmandeln greifen. Im Reformhaus gibt es beispielsweise von der Naturkornmühle Werz Reis-Erdmandel-Zungen, Reissirup-Erdmandel-Sirup, Erdmandel- Flocken.
 
Juckreiz, Nesselfieber
Bei einer Allergie oder Unverträglichkeit können folgende Symptome auftreten: Nesselfieber, Ausschlag, Juckreiz, Rötung, Augenrötung, Lidschwellung, Verdickung der Zunge, Gaumenschwellung, aber auch Atemnot und Schnupfen, dann Magenbeschwerden, Erbrechen, Bauchschmerzen, Krämpfe, Blähungen, Durchfälle, Husten, Asthma.
 
Laut EU-Bezeichnungsschutzverordnung dürfen pflanzliche Produkte nicht als Milch bezeichnet werden (Ausnahme: Kokosmilch). Deshalb ist die Bezeichnung „Drink“ üblich. Die Pflanzendrinks dürfen nicht als Muttermilchersatz dienen.
 
Nuss aus dem Paradies
Die Nuss aus dem Paradies, die Kokosnuss, liefert nicht nur das Fruchtfleisch, sondern auch die Kokosmilch, das Kokoswasser, Kokosöl, Kokosmehl und den Kokosblütenzucker. Das Kokosnusswasser ist die Flüssigkeit aus den jungen, noch nicht ausgereiften, grünen Kokosnüssen. Diese werden ein paar Monate früher geerntet als die uns bekannten „haarigen“ Kokosnüsse. Im jungen Zustand ist das Kokosnussfruchtfleisch noch weich und kann mit Hilfe eines Löffels verzehrt werden. Eine junge Kokosnuss kann bis 8 dl Kokosnusswasser enthalten. In Indien, Thailand, Indonesien, Vietnam, Malaysia, Sri Lanka, Brasilien, Mexiko, in einigen afrikanischen Ländern und auf den Philippinen wird das Kokosnusswasser als ein natürliches isotonisches Getränk und als ein guter Durstlöscher geschätzt. Es wird weltweit auch von vielen Sportlern getrunken. Das erfrischende Getränk mit dem leicht süsslichen und nussigen Geschmack liefert wichtige Nährstoffe wie Vitamin C, B-Vitamine, Eisen, Kalium, Natrium, Kalzium, Magnesium, aber auch geringe Mengen an Fett, Kohlenhydraten und Eiweiss.
 
Von Kokosmilch sprechen wir, wenn das pürierte und mit Wasser eingeweichte Fruchtfleisch geknetet und durch ein Tuch gepresst wird. Die so gewonnene milchige, dickflüssige süssliche Flüssigkeit ist die Kokosmilch. Aus dieser Milch können süsse, aber auch pikante Speisen zubereitet werden. Die Kokosmilch enthält 15 bis 25 % Fett. Zum Trinken wird die Kokosmilch mit Wasser verdünnt. Beliebt ist die Kokosmilch in der asiatischen Küche; sie wird aber auch bei uns für spezielle Gerichte verwendet.
 
„Gibt es auch bei der Kokosnuss-Allergien“ fragte ich die Expertin Frau Dr. E. Blaurock-Busch, Hersbruck D. Sie antwortete mir dies: „Wird eine exotische Frucht nur wenig verzehrt, dann gibt es auch seltener Allergien. Kokosnuss-Allergien sind bekannt, sind aber selten.“
 
Der Sojadrink ist frei von Laktose
Der Sojadrink hat Vor- und Nachteile. Es gibt nämlich Menschen, die auf Soja allergisch reagieren. Cholesterin und Laktose sind im Sojadrink nicht vorhanden. Sojadrink enthält Eiweiss, das ebenso wertvoll ist wie das Milcheiweiss. Das Fett im Sojadrink hat einen höheren Anteil an essenziellen Fettsäuren. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Lecithin, Mineralstoffe, Vitamine und Pflanzenstoffe. Sojadrink weist jedoch weniger Kalzium auf als Kuhmilch (13 mg zu 120 mg/1 dl). Es gibt jetzt Sojadrinks mit einem erhöhten Anteil an Kalzium. Wer der Sprühsahne aus Kuhmilch nachtrauert, kann aufatmen. Es gibt im Reformhaus auch eine Soja-Sahne zum Sprühen.
 
Die Bio-Produkte im Handel, dies gilt auch bei den Zutaten der anderen Pflanzendrinks, sind gentechnikfrei und stammen aus ökologischem Anbau.
 
Bekömmliche Reis- und Haferdrinks
Der Reisdrink war übrigens das erste Getreidegetränk, das für Veganer und Milchallergiker verwendet wurde. Bei der Herstellung kommen verschiedene Vollkornreissorten wie Rundkornreis oder Basmati zur Verwendung. Die Herstellung erfolgt ähnlich wie beim Haferdrink. Vollkornreis wird gemahlen, mit Wasser gegart und vermaischt. Damit ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Es folgen Fermentation, Sieben und Filtrieren. Dann werden Sonnenblumenöl und Lezithin (Raps-Lezithin = Emulgator) zugesetzt. Zur geschmacklichen Abrundung wird noch mit Meersalz gewürzt. Es gibt Varianten mit Kalzium, Schoko- und Vanillegeschmack. Der Reisdrink enthält wenig Kalzium, Vitamine und Mineralstoffe als die Kuhmilch.
 
Der Haferdrink ist besonders beliebt, weil er bekömmlich und gehaltvoll ist. Der Drink wurde übrigens 1993 von einem schwedischen Forscherteam entwickelt. Auch hier erfolgt nach einer Fermentation, Siebung und Filtration die Zugabe von Sonnenblumen- oder Rapsöl und Lezithin zur Stabilisierung der Emulsion. Der Haferdrink zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er reichlich Fett, Eiweiss, Kalzium, Eisen, Vitamine und Ballaststoffe des Haferkorns (Beta-Glucan) aufweist. Hafer-Drinks sind frei von Hefe, Hühnereiweiss, Kuhmilcheiweiss, Milchzucker. Er enthält aber das Klebereiweiss Gluten. Zöliakie-Patienten dürfen Hafer oder Haferdrink nicht konsumieren (dafür jedoch Reisdrink).
 
Wie ich mir sagen liess, sind Reis- und Haferdrinks für Milchtrinker gewöhnungsbedürftig. Man kann aber die Drinks mit Obstsäften mischen oder für die Zubereitung von Müsli, Desserts, Pfannkuchen, Gratins oder Sossen verwenden.
 
Reichlich Vitamin E in der Mandel
Die Mandel hat ein ganzes Paket an wichtigen Mineralstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen, essentiellen Fettsäuren zu bieten. So weist die Mandel je 100 g die folgenden Stoffe auf: Kalium 835 mg, Kalzium 250 mg, Magnesium 170 mg, Eisen 4,1 mg, Vitamin E 25 mg, B-Vitamine 0,2 bis 4,2 mg, Ballaststoffe 13,5 g, Ölsäure 32,6 g, Linolsäure 12,6 g, Linolensäure 260  mg und reichlich Aminosäuren (insgesamt 18,7 g Eiweiss je 100  g Mandel). Die Mandel ist ernährungsphysiologisch sehr wertvoll.
 
Die Mandel kann einen erhöhten Cholesterinspiegel senken, die Knochen stärken und soll sogar die Darmflora verbessern.
 
In der Mandelmilch sind die Stoffe natürlich in geringerer Menge vorhanden. Der im Reformhaus erhältliche Bio-Mandeldrink enthält 8 % Mandeln, Rohrzucker, Wasser und Maltodextrin. Die Mandelmilch ist leicht verdaulich und kann zum Kochen und Backen verwendet werden. Eine Alternative zur Mandelmilch ist das Mandelmus. Dieses kann pur als Brotaufstrich mit und ohne Honig oder in Müsli, Joghurt eingerührt genossen oder mit anderen Pflanzendrinks gemischt werden. Das Mus eignet sich auch für Gemüsegerichte, Dips und Saucen.
 
Möhren-Mandeldrink für 4 Portionen: 3 EL Mandelmus, ½ Glas Wasser, 2 EL Honig, 750 ml Möhrensaft, 1 Prise Kardamom, 1 Prise Zimt mischen und mit einigen Melissenblättern servieren.
 
Erdmandeln: Die runzligen, nährstoffreichen Erdmandeln werden auch Tigernüsse oder Chufas genannt. Die aus den Erdmandeln hergestellte „Milch“ (Horchata) ist im Mittelmeerraum ein beliebtes und gesundes Erfrischungsgetränk.
 
Wie wir gesehen haben, gibt es gute Alternativen für Menschen, die unter einer Nahrungsmittelallergie oder einer Nahrungsunverträglichkeit leiden. Aber man muss aufpassen, da einige unverdächtige Produkte auch wieder Allergien erzeugen können.
 
Literatur
Scholz, Heinz: „Milch und Drinks von Pflanzen“, „Reform-Rundschau“, 2013-02.
Scholz, Heinz: „Richtig gut einkaufen“, Verlag Textatelier.com, Biberstein 2006.
 
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