Textatelier
BLOG vom: 03.09.2012

Ostsee: Skifahren auf Kunstschnee oder auf dem Wasser

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie gefragt werden, was Sie zum Skifahren brauchen? Ich vermute: Schnee, Bretter, Berge! Ausser Sie gehen oder fahren ganz hoch hinauf, müssten Sie also bis zum Winter warten.
 
Wenn Sie aber jetzt, im Sommer, Skifahren möchten und zudem keine Berge zur Verfügung haben? Die eine Möglichkeit wäre eine Skihalle. In Nordrhein-Westfalen/D, wo ich wohne, gibt es 2 davon, in Neuss und in Bottrop. Ich kenne die Skihalle in Neuss. Dort können Sie sogar Skifahren lernen, aber die meisten Besucher wollen einfach in die Höhe und dann 2 Minuten nach unten fahren und wieder hinauf gezogen werden. Anschliessend kann der „Wintersportler“ auf „gut bayrische“ Art essen und trinken. Manchmal gibt es auch bayrische Abende mit Musik und Skifahren im Scheinwerferlicht. Es ist zwar billiger, in einer Skihalle zu fahren als in den Bergen, aber vergleichbar ist es nicht und meines Erachtens auf Dauer eher langweilig. Ausserdem gibt es nicht besonders viele solcher Skihallen.
 
Wie wäre es denn mit einer Alternative? Ohne Berge oder Hügel, ohne Kunstschnee oder richtigen Schnee und trotzdem auf Skiern oder sogar auf einem Skateboard? Wasserski wäre noch im Angebot! Sie denken, dann benötigten Sie ausser der Ausrüstung, also Skier, wenn es nicht besonders warm ist auch einen Neoprenanzug und ein Boot mit einem Fahrer, von dem Sie gezogen werden? Überall in Deutschland gibt es Wasserskianlagen, bei denen Sie auf das Boot verzichten können. Bis im letzten Jahr konnten Sie in der Nähe von Lübeck, in Scharbeutz, sogar ein paar Meter vom Strand entfernt auf der Ostsee dank so einer Anlage skifahren. Allerdings war diese Anlage nicht rentabel und wurde wieder abgebaut. Schön sah sie auch nicht aus, direkt neben dem Pier, und die Fahrer wurden bei gutem Sommerwetter von Tausenden Badegästen vom Strand her begafft. Würden Sie da gern fahren und riskieren, belächelt zu werden, wenn es Sie immer wieder von den Skiern reisst und Sie ins Wasser plumpsen und zum Ufer schwimmen müssen?
 
Ungewöhnlich ist die Wasserski-Anlage nahe Süsel, nicht weit von Scharbeutz, etwa 1 km von der Ostsee entfernt und im Landesinnern, in der man, an einem Skilift hängend, mit Wasserski auf einem Rundkurs durch einen Baggersee fährt. So eine Anlage auf einem See ist angenehm. Es schauen zwar auch Leute vom Ufer oder von der Terrasse des anliegenden Restaurants aus zu, aber nicht so viele. Meistens sind es sogar selbst Wasserskibegeisterte, die wissen, wie schwierig es ist, sich auf den Brettern zu halten. Sie stellen sich auf eine kleine Rampe im Wasser in Ufernähe, halten den Griff mit dem Seil fest, warten, bis es sich in ein paar Meter Höhe einhakt und lassen sich ziehen. Die Könner lenken die Skier auf eine kleine Sprungschanze und springen dann wieder auf das Wasser, die weniger Geübten lenken einfach um die Erhöhung herum und fahren daran vorbei. Dann kommt die erste Schwierigkeit, an der die meisten die ersten Male scheitern. Irgendwo ist nämlich der See zu Ende und das Zugseil wird über eine Rolle 90 Grad um die Kurve geführt. Die Fahrer müssen darauf reagieren, mit der richtigen Körperhaltung, die Skier müssen in einem leichten Winkel mit Druck auf die Fersen das Wasser so verdrängen, dass die Bretter nicht kanteln. Passiert das, liegt der Fahrer gleich im Wasser und kann ans Ufer schwimmen. Das Seil mit dem Griff wird ohne Pause weitergezogen und schwingt über dem Wasser dahin. Auf zum nächsten Versuch, am Ufer zum Abfahrtspunkt zurücklaufen und noch einmal probieren, bis man den Dreh raus hat, im wahrsten Sinne des Worts!
 
Beides nennt sich Skifahren, doch so richtig vergleichbar ist es nicht. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man, Stöcke in der Hand, mit der gekonnten Körperbewegung im Slalom den Berg hinunter fährt oder im Langlauf durch den Schnee rutscht oder mit einem Haltegriff in der Hand keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit hat, mit dem man durch das Wasser gezogen wird. Aber: immer braucht man Körperbeherrschung und steht auf 2 Brettern oder auch nur auf einem. Zudem ist es auf dem Wasser weniger gefährlich, Knochenbrüche wie am Berg kommen garantiert nicht vor, aber Schwimmen zu können, das ist unerlässlich!
 
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