Textatelier
BLOG vom: 27.03.2009

Sinnloses Leiden: Die heulenden Beagles in der Forschung

Autorin: Lislott Pfaff, Schriftstellerin, Liestal BL
 
„Ich sage nur soviel: Es gibt auf dieser Erde jene die quälen, und es gibt ihre Opfer, und man muss sich soweit als möglich weigern, mit den ersteren gemeinsame Sache zu machen.“
Albert Camus
Ein trostloses Gebäude, aus dem trostlose Laute dringen. So lernte ich den Bau 126 im Basler Klybeck-Areal der Novartis kennen. Die stimulierende Atmosphäre im berühmten Campus hat diesen Teil der Industrielandschaft noch nicht erreicht – gefängnisartig präsentiert sich das Gebäude, wo im 5. Stock und auf dem Flachdach 181 Beagle-Hunde bei Kunstlicht und künstlicher Belüftung ihr trauriges Leben fristen.
 
Nicht „fröhliches“ Bellen, wie es in einer Verlautbarung der Novartis heisst, empfängt mich, als ich mit dem zuständigen Veterinär kurz nach 11 Uhr das Auslaufgehege auf dem Flachdach betrete, sondern verzweifeltes Jaulen. Die etwa ein Jahr alten Tiere, die hier ihre tägliche Stunde Auslauf absolvieren, bevor sie wieder in ihre grossen Gefängniszellen zurück müssen, springen an den Gitterstäben hoch, ihre bettelnd zwischen den Eisenstäben vorgestreckten Pfoten, ihre Blicke flehen mich an: Nimm mich hier raus! Einige rennen ziellos, in nervöser Hast auf dem nackten, mit Exkrementen dekorierten Boden hin und her. Ich sehe keinen einzigen Hund, der auf den Spielgerüsten ‒ tunnelartigen Holzgehäusen mit Treppen ‒ „herumtollt“ (O-Ton Novartis), sich mit seinen Kameraden balgt oder sonstwie ein freudiges Gebaren zeigt. Und ohne Pause dieses herzzerreissende, jaulende Bellen…
 
Als ehemalige Hundehalterin und früheres Mitglied eines Hundesport-Vereins habe ich unter anderem auch Beagles kennen gelernt, aber es ist mir nie aufgefallen, dass Tiere dieser Rasse „nicht bellen, sondern eher heulen“, wie der „Tierschutz beider Basel“ in einem Artikel der „Basellandschaftlichen Zeitung“ zitiert wird. Man kann natürlich aus den Klagelauten von Hunden auch ein Rassenmerkmal konstruieren, jedoch wird dies dem Wesen der als gutmütig bekannten Beagles keineswegs gerecht. Mir machten die Tiere eher den Eindruck von neurotisch gestörten Geschöpfen. Dass sie, wie mir der Novarits-Veterinär versichert, ihre Gehege gerne verlassen, obwohl sie wissen, dass eine Blutentnahme oder sonstige unangenehme Massnahme bevorsteht, nur weil das etwas Abwechslung in ihr eintöniges Leben bringt, sagt wohl genug aus über den psychischen Zustand dieser für eine fragliche Wissenschaft missbrauchten Geschöpfe.
 
Die Hunde werden für toxikologische Versuche mit neuen Medikamenten ge- und verbraucht. Der Duden definiert das Fremdwort Toxikologie als die „Lehre von den Giften und ihren Einwirkungen auf den Organismus“. Die Beagles erhalten täglich eine Dosis der Prüfsubstanz, die weit über der vorauszusehenden Anwendung beim Menschen liegt, und werden dann je nach Versuchsanordnung 2 Wochen, 3 Monate oder 1 Jahr nach Beginn des Experiments euthanasiert. Die hohen Dosen der Prüfsubstanz können Übelkeit, Schwindel, Krämpfe, Durchfall oder Kreislaufprobleme verursachen. Aber:„Der Tod ist nicht das Ziel dieser Versuche“, versichert mir der anwesende Tierarzt. Könnte ich also nach Versuchsende einen dieser Hunde mit nach Hause nehmen? Nein, das gehe nicht, bedauert der Veterinär: „Wir müssen die Tiere töten, um sie sezieren und ihre Organe untersuchen zu können.“ Also doch der Tod als Versuchsziel …
 
Derartige Ungereimtheiten fallen mir immer wieder auf, wenn ich mit Menschen zu tun habe, die in der Tierforschung tätig sind. Der ehemalige Leiter des Pharmaunternehmens Hoechst räumte denn schon vor Jahren ein, dass Tierversuche „immer nur Hinweise für die Wirkung am Menschen, nie die Garantie ihrer Übertragbarkeit“ liefern. „Unser Sicherheitsbedürfnis zwingt uns also, Arbeiten durchzuführen, deren Wert wir zugleich in Frage stellen“. Und dieser Leerlauf wird immer noch aufrechterhalten, mit jährlich Millionen von verbrauchten Tieren allein in Europa ‒ ein Leerlauf des sinnlosen Leidens und Sterbens …
 
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