Textatelier
BLOG vom: 04.02.2008

„Le rêve de ma vie …” – Der Traum meines Lebens …

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Wer sucht, der findet. Das zwischen meinen Dokumenten verschollene Supplement „Les Annales“, 1929 unter obigem Titel erschienen, fand ich am letzten Freitag wieder. Autographen von 60 französischen Künstlern, vorwiegend von Schriftstellern/Poeten beiden Geschlechts, sind zum Traumthema in „Les Annales“ festgehalten, worunter jene von André Maurois, Colette, Jean Cocteau, François Mauriac, Yvette Gilbert und Henry de Montherlant. Viele drückten sich knapp aus. Was mir beim Durchblättern auffiel, waren die beschwingt durchformten Schriftzüge, durchwegs leserlich, oft humorvoll  oder ironisch als Bonmots (geistreiche/witzige Aussprüche) zu Blatt gebracht.
Hier pflücke ich einige dieser Bonmots:
 
… me réveiller (… aufwachen) – Paul Valéry.
 
„Le rêve de ma vie? Et que je ferais-je d’un seul rêve?“ (Der Traum meines Lebens? Und was kann ich mit einem einzigen Traum anfangen?) – Colette.
 
„Être invisible“ (Unsichtbar sein) – Paul Morand.
 
„Le rêve de ma vie – me rappeler mes rêves“ (Der Traum meines Lebens – mich an meine Träume erinnern) – Jean Giraudoux.
 
„D’en avoir un“ (Davon einen haben) – J. Kessel.
 
„Vivre. Et ne plus rêver“ (Leben. Und nicht mehr träumen) – Jacques Natanson.
 
„Pour avoir le temps de rêver il faudrait avoir encore le temps de vivre” (Um Zeit zum Träumen zu haben, sollte man noch Zeit zum Leben haben) – André Rivoire.
*
Ernsthafter geworden, wiedergebe ich hier einige Mehrzeiler, die mich persönlich angesprochen haben:
 
„Vous savez bien que les fées disparaissent dès qu’on les regarde et que si on les nomme, elles se vengent. L’expérience nous enseigne à la longue le danger de formuler – meme de se formuler un ideal” (Sie wissen wohl, dass die Feen verschwinden, sobald man sie anschaut; und wenn man sie nennt, rächen sie sich. Die Erfahrung deckt uns schliesslich die Gefahr auf, zu formulieren – selbst sich ein Ideal zu formulieren) – Jean Cocteau.
 
„Il ne faut avouer à personne, fût ce à soi-même, le “rêve de sa vie”. Il a droit au secret et au silence, qu’il soit le rêve de notre coeur ou le rêve de notre esprit” (Man soll niemand, selbst sich nicht den “Traum seines Lebens” eingestehen. Er hat das Recht aufs Geheimnis und aufs Schweigen, ob es der Traum unseres Herzens oder der Traum unseres Geistes ist) – Henri de Régnier.
 
“À l’heure de mourir, laisser sur la terre un vivant qu’on préfère à soi” (Zur Stunde des Sterbens auf Erde einen Lebenden hinterlassen, den man lieber hat als sich selbst“ – Comptesse de Noailles.
 
„Il y a plus d’un rêve dans chaque vie. Il y en a peut-être autant que d’années. Pour moi, le dernier c’est: ,Savoir’. C’est, je pense, le plus long, le moins realisable” (Es gibt mehr als einen Traum in jedem Leben. Vielleicht gibt es davon so viele wie Jahre. Für mich ist der letzte: ,Wissen’. Dieser ist, so glaube ich, der längste, der sich kaum verwirklichen lässt) – Maurice Maeterlinck.
*
Diese Autographen sind für mich Denkanstösse. Wie kann ich mich selbst zum Thema äussern? Vielleicht so:
 
Die Rohkost des Lebens verfeinern.
 
Träume, die man selbst nicht hat, erfinden und in eine Geschichte giessen.
Die Knabenträume nicht vergessen. Für mich waren sie richtungsweisend.
Hin und wieder tief und traumlos schlafen.
Jene Träume vermeiden, die sich ad absurdum wiederholen.
*
Gewiss haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Gedanken zu Ihrem Traum des Lebens, die Sie vielleicht als Zuschrift ans Textatelier zu Blatt bringen möchten.
 
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