Textatelier
BLOG vom: 17.05.2007

Politik der Angstmacherei: Terrorwarnungen vor Feiertagen

Autor: Walter Hess, Biberstein CH
 
Ein wichtiges, probates Mittel, die Bevölkerung ständig zu verängstigen, unter Spannung zu halten und für immer weitergehende Staatseingriffe (wie zunehmende Überwachungen und Zensuren) gefügig zu machen, sind die Terrorwarnungen. Dadurch kann suggeriert werden, man befinde sich in einem ständigen Krieg, sozusagen in einem Kampf ums Überleben, was schliesslich ausserordentlicher Massnahmen bedarf. Eine ständige Ausnahmesituation. Gesetze können so zurechtgebogen und ausgehebelt werden.
 
Das war schon in George Orwells „1984“ so – lang ists her. Dort geht die phantomhafte Terrorgruppe „Die Brüderschaft“ um. Sie will den globalen Superstaat unter amerikanischer Führung errichten. Das ist nur möglich, wenn ein ununterbrochener Krieg herrscht. Im hervorragenden Buch „Verschlusssache Terror. Wer die Welt mit Angst regiert“ von Gerhard Wisnewski (Knaur Taschenbuch Verlag 2007) werden die Werkzeuge, die es für die Installation der Lügenherrschaft braucht (ewiger Krieg, ewiger Terror, ewige Überwachung, ewige Propaganda und ewige Spannung) auf folgende Begleitmassnahmen genannt – die Ergänzungen stammen von mir:
 
Verschärfung des Existenzkampfs und soziale Verarmung: Das funktioniert bereits, wie an den zunehmenden Working Poors abzulesen ist, dieser zunehmenden Zahl von Familien, die trotz hundertprozentiger Erwerbstätigkeit eines Elternteils kein Einkommen erreichen, das über der Armutsgrenze liegt.
 Ausbau des Lotteriewesens als Pseudoausweg: Insbesondere das Fernsehen mit seinen ständigen Millionenshows, die zum dominanten Teil des Programms zur besten Sendezeit geworden sind, leistet hier eine permanente Hilfestellung. Den ganz vereinzelten Gewinnern stehen Heerscharen von Verlierern gegenüber, die Lose kaufen, dabei Geld verlieren und von Illusionen und Hoffnungen auf das grosse Los leben. Sie werden nicht an die grosse Glocke gehängt.
 Neusprech (Begriffskontrolle und -verdrehung): Die Wörter erhalten einen anderen Sinn als den ihnen innewohnenden, wie etwa in der Medizin, wo das Wort Krankheit durch Gesundheit ersetzt worden ist: Gesundheitswesen (statt Krankheitswesen), Gesundheitscheck (statt Einleitung der Patientenkarriere).
 Doppeldenk (Gedankenkontrolle und -spaltung) durch ständige Indoktrination durch gleichgeschaltete Medien, die verdrehte Meldungen zur Massenbeeinflussung unkritisch weiterkolportieren und durch Wiederholungen zu „Tatsachen" verdrehen. Zweckgerichtete PR (Public relations) dominiert über die objektive Information, auch im Interesse des Kommerzes.
 Trivialisierung von Kunst, Kultur und Nahrung. Das ist Fakt, kann von jedermann ständig beobachtet werden und bedarf keiner weiteren Erläuterung mehr. Siehe „Events“ wie Musicstar, European Song Contest und die masslose Überbetonung des kommerzialisierten Sportbetriebs. Lebensmittel werden zur (gen-)manipulierten, chemisch veränderten Fabriknahrung, die einen in die Fänge des Krankheitssystems treibt.
 
Wisnewski schreibt dazu bildkräftig: „Diese Werkzeuge ergeben zusammengefasst die Stäbe eines sicheren Käfigs, aus dem die Bevölkerung nie wieder herauskommt. Schon gar nicht angesichts der im Vergleich zur Zeit der Niederschrift des Romans 1984 heute weit überlegenen technischen Mittel.“
 
Terrorwarnung made in Switzerland
Mit Terrorängsten kann die Bevölkerung wirksam eingeschüchtert werden. Als das Interesse am 9/11 etwas nachliess, erfanden die US-Kriegstreiber deshalb immer wieder Terrorwarnungen, wozu auch herumstehende Koffer in Flughäfen nützliche Dienste leisten – es bleibe im Einzelnen dahingestellt, von wem sie dorthin gestellt worden sind. Jedenfalls hat die Sache Schule gemacht, und ich war erschüttert, dass sich auch der Schweizer Armeechef Christophe Keckeis dieser Methoden bediente. Er ist dabei, die Schweizer Armee Nato-tauglich zu machen (und damit der US-Führung zu unterstellen): Er macht sich für eine Vernetzung der Schweizer Armee mit ausländischen Armeen stark, weil die Bedrohungslage globalisiert sei, wie er sagte, ohne darauf hinzuweisen, dass die USA die Hauptbedrohung darstellen. Die Antwort auf diese Lage müsse „integral und global“ sein, die übliche Globalisierungsmasche.
 
Damit hat Keckeis die gesamte bisherige CH-Militärtradition (eine reine Verteidigungsarmee ohne jede Einmischung im Ausland, wie es die Neutralität gebietet) über den Haufen geworfen und selbst mich zu einem Armeegegner gemacht; denn eine Nato-kompatible Armee, welche die Interessen der US-Gang und ihrer Mitläufer durchsetzt (siehe Serbien) werde ich niemals unterstützen. Die von der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz SP an den „Brandstifter" Keckeis gerichtete Rücktrittsforderung war schon lange fällig. Zur Reihe von Fehlleistungen des „Generals" zählt die SP die „miserable Leistung der Armee nach dem Tornado-Absturz im Berner Oberland" (Lauterbrunnental). Ob die zunehmenden Übungsflüge mit Nato-Kampfbombern, welche die Alpen als Übungsplatz missbrauchen (dürfen), mit der verhängnisvollen Internationalisierung der CH-Armee zu tun haben, wäre wohl schnell abgeklärt. Warum ermöglicht das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS die Vorbereitungen von Gewaltoperationen im heiklen Gelände?
 
Und wahrscheinlich weil aus solchen Gründen die Unterstützung für die Schweizer Armee in der Schweiz bröckelt, holte Keckeis nun zur Politik der Angstmacherei nach US-Muster aus, um seinen Zielen näher zu kommen: In einem Interview mit der „Zürichsee-Zeitung“ sagte er am 15. Mai 2007, er rechne mit einem Terroranschlag in der Schweiz. Die Schweiz sei Teil des Westens und nicht ein Sonderfall, wie viele Leute meinten: „Die Neutralität schützt uns nicht vor dieser Bedrohung.“ Für Terroristen bedeute Neutralität gar nichts. „Wir müssen damit rechnen, dass sich ein Anschlag ereignet, ja ich bin sicher, dass er passieren wird.“
 
Das ist eine unverantwortliche, unsinnige Äusserung, die aber genau ins neoliberale Schema passt: Angstmacherei auf frei erfundenen Grundlagen. Nach dieser verlogenen Methode zetteln die USA ganze Kriege mit der Lizenz zum Töten und Plündern an.
 
Pandemie-Vorahnungen
Am gleichen Tag nahm das schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit Thomas Zeltner an der Spitze zur gleichen Masche Zuflucht, zumal mit der Vogelgrippe gerade fast nichts mehr läuft und die herbeigeredete Bedrohungslage wieder etwas Nahrung verlangte. Das Strickmuster war wieder haargenau dasselbe: „Die Frage ist nicht, ob eine Pandemie kommt, die Frage ist nur, wann und in welcher Stärke sie kommt“, sagte Direktor Zeltner vor den staunenden Medien. Nicht nur die Behörden und die Wirtschaft, sondern auch jeder Einzelne müsse und könne sich darauf vorbereiten. Und als Clou empfiehlt das BAG der Schweizer Bevölkerung, in den nächsten Wochen und Monaten für jede erwachsene Person 50 Hygienemasken auf Vorrat zu kaufen. Nach dem Ausbruch einer Pandemie werde es nämlich zu Lieferengpässen kommen. Die Masken sind im Detailhandel für rund 5 bis 6 CHF pro 50er-Packung bereits erhältlich. Eine „gewisse Japanisierung der Gesellschaft“ sei eben nötig. Ich würde da schon eher von Amerikanisierung reden.
 
Am gleichen Dienstagabend liess der „Kassensturz“ von Fernsehen DRS durchblicken, dass die empfohlenen, aus China bzw. Thailand importierten Hygienemasken untauglich seien, zumal sie oben, unten und auf beiden Seiten nicht dicht abschliessen. Zudem sind sie nach etwa 2 Stunden durchfeuchtet und büssen weiterhin an Wirksamkeit ein, falls eine solche überhaupt je vorhanden war. Das BAG selber hat zugegeben, dass es bisher „keine Studien in Bezug auf die Schutzwirkung von Maskenträgern in der Allgemeinbevölkerung gibt“. Doch gebe es aufgrund der Erfahrung mit der Lungenkrankheit Sars Hinweise, wonach die Übertragung von Viren durch Hygienemasken eingeschränkt werden könne.
 
Man weiss also nichts Genaues, und wenns der Verunsicherung der Bevölkerung und der Panikmache dient, verhält man sich auch einmal unwissenschaftlich – die eingeengte Wissenschaftlichkeit kann man dann bei der Bekämpfung der Naturheilkunde wieder gut gebrauchen.
 
Ich bin wirklich erschüttert, dass die neokonservativen Methoden aus den USA bereits in der Schweiz Fuss gefasst haben. Es ist die Doppeldenk-Methode zur Aufrechterhaltung des Dauerthemas „Terrorismus“. Dabei wird eine Herrschaft der Guten zum Wohle des Ganzen vorgegaukelt, die in Wirklichkeit auf eine Diktatur der Mächtigen zur Unterdrückung des Ganzen mit Lügen und Mythen hinaus läuft.
 
Das Auf und Ab der Terrorwarnstufen
Wisnewskis Erkenntnisse liegen wieder einmal in Reinstkultur vor: „Man setzt die Terrorwarnstufe herauf und herunter. Wichtig ist allein das Auf und Ab der Terrorwarnungen. Besonders gern wird die Terrorwarnstufe vor Feiertagen oder Sommerferien erhöht (Einschub: Die Angstmacherei in der Schweiz erfolgte 2 Tage vor Auffahrt), um Entspannung zu erschweren – vor einem echten Anschlag aber gesenkt (...) Man ,findet’ und ,vereitelt’ angebliche Attentatsplanungen, wie beispielsweise am 10. August 2006, als die britische Polizei den Londoner Flughafen Heathrow lahmlegte (...) Bis zu 20 Flugzeuge hätten fanatische Islamisten sprengen wollen, so hiess es.“
 
Die Sache hat Methode, und es ist zum Kotzen, dass sich unsere Medien meistens einbinden lassen und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, solche Konstrukte unkritisch als Tatsachen weitergeben. Die Verblödung läuft. Und läuft. Der nächste einsame Koffer auf dem nächsten Bahnhof oder Flughafen wird bestimmt auftauchen.
 
Und wiederum werden die meisten darauf hereinfallen. Darauf sind wir abgerichtet.
 
Die Zecken sind los!
PS: Aus Deutschland (www.tv-oberfranken.de) kommt soeben die Nachricht:
 
„Dem lauen Winter und dem frühsommerlichen April ist es zu verdanken, dass sich in diesem Jahr die Zecken besonders gut vermehren können. Es besteht also eine erhöhte Gefahr, durch einen Zecken-Biss an FSME zu erkranken. Viele Oberfranken wollen sich deshalb impfen lassen. Doch gerade weil der Ansturm auf die Arzt-Praxen so gross ist, wird der Impfstoff langsam, aber sicher knapp.“ Und andere Medien (wie RP online) dehnten die Not national aus: „In ganz Deutschland müssen Patienten auf den Pieks warten.“
 
Wurden diese Patienten wohl schon gebissen? Oder ist das Wort Patient ein Synonym für Mensch? Das wäre nicht einmal so weit daneben.
 
Empfehlenswerte Literatur zum Thema
Hess, Walter: Kontrapunkte zur Einheitswelt. Wie man sich vor der Globalisierung retten kann“ (ISBN 3-9523015-0-7), Verlag Textatelier.com, CH-5023 Biberstein 2005. (ISBN 3-9523015-0-7). Wie man sich vor der Globalisierung retten kann“ (ISBN 3-9523015-0-7), Verlag Textatelier.com, CH-5023 Biberstein 2005. (ISBN 3-9523015-0-7).
 
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