Textatelier
BLOG vom: 04.09.2006

Tiergeschichten (2): Wenn der Hund im Dirndl herumläuft

Autor: Heinz Scholz
 
Das Pferd zur Tafel bitten
Auf dem Schwarzen Brett meiner früheren Arbeitgeber-Firma (Ciba-Geigy) prangte eines Tages ein Plakat, das von einem bevorstehenden Reit- und Springturnier kündete. Ein Witzbold klebte folgenden mit der Maschine geschriebenen Satz darunter: „Wenn Sie zum Tag des Pferdes auch Ihr Pferd zur Tafel bitten wollen, dann wenden Sie sich an untenstehende Adressen.“ Es folgten aus den Gelben Seiten ausgeschnittene Adressen von Pferdemetzgereien.
 
Als „Lothar“ wütete ...
... wurde es fürchterlich. Gemeint ist der Orkan gleichen Namens, der am 2. Weihnachtsfeiertag anno 1999 unser Deutschland und auch die Schweiz mit aller Wucht heimsuchte. Es gab viele Todesopfer und unglaublich hohe Sachschäden. Aber es gab auch kleine Wunder, wie die folgende Geschichte beweist:
 
Als eine Frau mit ihrem Hund unterwegs war, sah sie schon in weiter Ferne dunkle Wolken aufziehen. Sie dachte sich nichts dabei und ging weiter, als plötzlich die ersten Windböen übers Land fegten. Unvermittelt blieb der Hund stehen und schnüffelte am Boden. Die Frau verweilte auf der Stelle, als ein Müllcontainer durch die Luft flog und kurz vor ihr aufschlug. Hätte der Hund nicht geschnüffelt, wären beide erschlagen worden.
 
Bockprämierung
Als der Ziegenbock „Seppl“ den ersten Preis in Wiblingen D bekam, war der Züchter aus Oftersheim sehr stolz, wurden doch all seine Bemühungen belohnt. Die beiden gingen ins Vereinsheim zu Oftersheim und setzten einen Teil des Preises in Bier um. „So Seppl“, meinte der Stolze zum Bock gewandt, „du bekommst auch ein Steinbier in die Schüssel.“ Und so tranken beide das köstliche Bier. Zu vorgeschrittener Stunde wankten beide voll des Bieres Richtung heimatlicher Stall. Der Züchter hatte Mühe, seinen Bock in den Stall zu führen.
 
Das Wespennest
Grossvater war sehr stolz auf seinen langen Bart. Eines Tages jedoch verfluchte er das Haargeflecht in seinem Gesicht. Dies kam so. „Josef, kannst Du das Wespennest im Stall herunterschlagen?“ säuselte die Grossmutter zu ihrem Gemahl. Dieser ergriff flugs eine Stange, ging in den Stall und stocherte das Nest herunter. Dieses fiel zwar herunter, aber es verfing sich in seinem Bart. Tausende von stechlustigen Wespen schwirrten herum und stiessen ihre Stacheln in den Bart und die umliegenden bartlosen Teile des Gesichts. Opa schlug wild um sich; die Wespen wurden jedoch immer angriffslustiger. Er stürzte auf den Hof und setzte den Indianertanz fort. Schliesslich gelang es ihm, die Reste des Nests zu entfernen und sich vor den wütenden Insekten in Sicherheit zu bringen. Die Grossmutter hatte Mühe, die zahlreichen Stiche zu verarzten. Einen Teil des verfilzten Bartes musste sie jedoch abschneiden.
 
Jeder 2. Hund ist zu fett
Dem lieben Tier geht es genauso wie dem Menschen. Genau wie wenn sich der Mensch überfrisst, bekommt unter gleichen Umständen auch das Tierchen eine Menge Fett ab. Fast jeder 2. Stadthund trägt überflüssige Pfunde mit sich herum. Für die Katzen gilt dasselbe. Als die Fettleibigkeit publik wurde, reagierten die Tierfreunde: Sie setzten ihren Lieblingen eine Diätkost vor. Das Light-Futter wurde inzwischen zu einem Renner, also zu einem Milliardengeschäft.
 
Was gibt es eigentlich für „leckere“ Light-Produkte für den Vierbeiner? Man staune: Es gibt Light-Joghurt, fettreduzierte Pizzas und vieles mehr. Inzwischen sind 80 verschiedene Diätprodukte im Handel.
 
Tierärzte beurteilen diese Entwicklung sehr kritisch. Denn diese Produkte verführen dazu, dem Hund oder der Katze mehr in den Fressnapf zu geben. Sie denken, das Futter habe ja wenig Kalorien. Dann wundert sich das Frauchen oder Herrchen, wenn ihr Liebling nach kurzer Zeit wieder einige Pfunde mehr auf den Rippen hat.
 
Dirndl aus Bayern für den Hund
Was die Tierbesitzer so alles mit ihren Tieren treiben, geht nicht mehr auf die berühmte Hutschnur. So bringen sie ihre Tiere zum Frisör, gehen ins Pfötchenhotel und zum Tierpsychologen. Warum muss ein Hund zum Psychologen? Der unnatürlich aufgewachsene und vermenschelte Hund ist auf den Hund gekommen., das heisst, von seinem Herrchen oder Frauchen dermassen malträtiert worden, dass er psychologische Betreuung braucht.
 
Viele ziehen ihren Tieren Pullover von H&M oder ein Dirndl aus Bayern an. Wenn dann so ein Tier stirbt, wird es in einer Marmorurne für 300 Euro bestattet.
 
Auch der Fressnapf sollte standesgemäss sein. So blättern reiche Hundebesitzer schon mal 628 Euro hin, um einen mit Goldrand verzierten Napf der „Versace-Kollektion“ zu erstehen. Auch gibt es inzwischen Hundeleinen und Pferdesättel aus Krokodilleder. Die erwähnte Hundeleine kostet 1800 Euro.
 
2,2 Milliarden Euro gaben im vergangenen Jahr die Deutschen für Tierfutter aus (es gibt auch Functional Food für Tiere!) und 760 Millionen Euro für Zubehör. Die Deutschen werden nur noch von den Briten und Franzosen übertroffen.
 
Es gibt aber doch noch etwas Positives zu berichten: Tierbesitzer gehen seltener zum Arzt und sparen den Krankenkassen viel Geld. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung spricht von Einsparungen in Höhe von 5 Milliarden Euro im Jahr.
 
Im Übrigen gab es 2005 in Deutschland 5,3 Millionen Hunde, 7,5 Millionen Katzen und fast 2 Millionen Aquarien. Laut einem Artikel von Elke Bodderas in der Zeitschrift „Die Welt“ (26. August 2006) gibt es ausserdem mehr als 6 Millionen Hamster, Kaninchen und andere Kleintiere.
 
Im Land der goldenen Fressnäpfe
Wer kennt das Land, in dem es Fressnäpfe in vergoldeter Ausführung und Sterne-Hotels für Hunde gibt, Radiologen für Katzen da sind, Akupunktur für den Vierbeiner gegen Arthritis, ein Komplettpaket zur Trauerbewältigung, in Boutiquen Halloween-Kostüme oder Bademoden speziell für den Hund und Tiermasseure gibt? Es ist das Land der goldenen Fressnäpfe, wie „Die Welt“ (www.welt.de) kürzlich berichtete. Kaum verwunderlich, es sind die USA. Dort gibt es inzwischen mehr Hunde als Kinder. In Deutschland sind die Kinder glücklicherweise noch in der Überzahl. Hier gibt es dreimal so viele Kinder wie Hunde. Kein Wunder, dass das Geschäft mit den Vierbeinern unglaublich floriert.
 
Im Hotel „Fuzzie Buddies“ in Tampa (Florida) kostet der „Erholungsurlaub“ für den Hund 40 US-Dollar am Tag. Dafür bekommt der „arme Hund“ Pediküre und Maniküre im hauseigenen Spa. Er darf sich auch im Plantschbecken zur „Pooltime“ austoben.
 
Im Jahr 2005 gaben die Amerikaner über 36 Milliarden US-Dollar für Tierprodukte aus. Das ist doppelt so viel wie im Jahr zuvor (2004).
 
Wenn der Papagei zu viel redet
Der Graupapagei Ziggy des Briten Chris Taylor ist ein guter Nachahmer von Geräuschen und Geplapper. Taylor verriet dem Besitzer, was seine Freundin während seiner Abwesenheit trieb. Zunächst fand er die Knutschgeräusche und den Ruf „Hi, Gary!“ noch ganz lustig. Der Papagei rief nämlich immer dann den Namen Gary, wenn im Fernsehen der Name fiel. Während des abendlichen Fernsehens mit seiner Freundin amüsierte er sich königlich. Erst als er mit seiner Freundin schmuste, krächzte der Papagei: „Gary, ich liebe dich.“ Da fiel bei Chris im wahrsten Sinne des Wortes der Groschen, langsam, aber noch rechtzeitig. Unter Tränen gestand die Frau, dass sie regelmässig einen Kollegen namens Gary zu einem Schäferstündchen empfangen habe. Chris Taylor trennte sich von der Frau. Die Trennung von der Freundin verkraftete er besser als die von seinem geliebten Papagei. „Ich konnte ihn einfach nicht davon abhalten, diesen verdammten Namen zu sagen“, sagte der 30-jährige Brite.
Quelle: AFP/dpa, „Badische Zeitung“ vom 18.1.2006.
 
Und zum Schluss noch ein Gedicht von Ingeborg Fritz, die früher in Schopfheim-Eichen D wohnte: 
Kätzchens Monolog
Schwarze Stiefel, weisses Lätzchen
und ein strammer Schnauzebart,
so bin ich gewiss ein Kätzchen
von sehr edler Art.
 
Hab’ ein wohlgeformtes Köpfchen
und ein kluges Angesicht,
dazu runde, flinke Tätzchen,
recht vollkommen ausgestattet präsentiere ich mich.
 
Schmusen kann ich sondersgleichen,
niemand wird mich da erreichen −
doch vor meinen scharfen Krallen
rat ich dir vor allem, Mäuschen hüte dich.
 
Gerne streif ich durch die Felder,
durch die Gärten und das Haus.
Ständig bin ich auf der Suche,
auf dem Pirschgang nach der Maus.
 
Hat ein Mäuslein mich erspähet,
schlüpft es schnell hinein ins Loch,
leider kann ihm das nichts nützen,
ich erwische es doch.
 
Stundenlang wach’ ich geduldig
über sein Verlies,
nichts kann mich dabei beirren;
Mäuschen, du darfst ruhig glauben,
du bleibst mir als Leckerbissen
heute ganz gewiss.
 
Manchmal stehn schon Mond und Sterne
hoch am Himmel über mir,
niemals wird es mir passieren,
dass ich bei dem Wächteramte,
hier in freiem Felde
unterm Sternehimmel die Geduld verlier.
 
Köpfchen schief − so bleib` ich hocken,
unbeweglich vor dem winzigen Mäuseloch,
hör’ ich aber Frauchen locken,
ändert sich mein Grundsatz doch.
 
Schleunigst muss ich flitzen,
heim zu ihr ins Haus;
denn mein Frauchen, müsst ihr wissen,
lieb’ ich mehr als jede Maus.
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