Textatelier
BLOG vom: 05.08.2006

Meine Liebe zum Knoblauch: Die wahre Wunderknolle

Autor: Emil Baschnonga
 
Jetzt weiss ich endlich, was mir fehlt: Der Knoblauch! Ich fasse den Vorsatz, diesen Knollen, genau wie vorgeschrieben, am kürzesten Tage des Jahres in meinem Garten zu pflanzen.
 
Der Knoblauch wurde schon den Pharaonen als Grabbeigabe zur Weiterreise in den ägyptischen Himmel mitgegeben. Diese Zugabe soll fortan auch in unserer Küche nicht fehlen, zum Teufel noch mal!
 
Ausgerechnet dem Teufel verdanken wir diese „Stinkbombe“. Als der Beelzebub das Paradies verliess, entsprang aus seinem linken Fussabdruck der Knoblauch. Aus seinem rechten Fussabdruck entwuchs die tränentreibende Zwiebel. Ich bin jedoch der Meinung, dass der Knoblauch aus einem Teufelsfurz entstanden ist. Dieser Teufelsknoblauch heisst auf lateinisch „Allium sativum“ und gehört, wie die Zwiebel auch, zur Allium-Pflanzenfamilie, worunter auch der gemeine Lauch mitzählt.
 
Nein, ich will nicht teuflisch ungerecht gegen den Knoblauch sein, denn dem „Chnobli“, wie die Schweizer ihn in ihrer Koseform nennen, werden gesundheitliche Wohltaten zugeschrieben: Er verdünnt das Blut und ist folglich gegen hohen Blutdruck empfohlen. Ausserdem vertreibt er Erkältungen und erst noch Läuse, und er soll obendrein noch ein Aphrodisiakum sein. Wer sich liebesbereit fühlt, hat das Nachsehen, wenn er mit der berüchtigten „Knoblauchfahne“ sein Ziel verfolgt, es sei denn, er habe zuvor einen Knoblauch mit dem Objekt seines Liebeseifers geteilt.
 
Der Knoblauch schützt uns auch gegen Dämonen und Vampire. Letztere belästigen mich nie, doch werde ich hin und wieder von Dämonen heimgesucht. Auch deswegen gehört der Knoblauch in unsere Küche.
 
Der Knoblauch hat, seitdem er das Paradies im nördlichen Afghanistan verlassen hat, die Welt erobert. Die Bibelforscher und amerikanische/britische Politiker bestreiten den Geburtsort der Knolle in diesem Teil des Nahen Ostens, der heute als Hölle gilt.
 
Der Siegeszug des Knoblauchs hat auch die mediterrane Küche durchdrungen und verfeinert. An heissen Tagen macht sich besonders in der Pariser Métro der penetrante Schwefelgeruch des Knoblauchs breit, so sehr, dass ich hungrig werde. Nachher ist die Welt wieder heil und stinkt nicht mehr, denn das wirksamste Gegenmittel bleibt, wie schon angetönt, geteilte Freude. Wirklich, man muss mit dem Knoblauch Freundschaft schliessen, um in dieser Welt zu bestehen.
 
Der Knoblauch besteht aus einer Hauptzehe und 5 bis 20 Nebenzehen und riecht ungleich angenehmer als Fussschweiss. Inzwischen habe ich entdeckt, woher die besten Zehen stammen: Aus der spanischen Region von La Mancha. Kein Wunder, dass dort der Knoblauch selbst zum Frühstück – „gachas“ genannt – genehmigt wird! Das ist schon so gewesen, als sich Don Quixote und Sancho Pancho in La Mancha herumtrieben. Dabei entdecke ich noch einen zusätzlichen Knoblauch-Vorteil, riet doch Don Quixote seinen Kumpanen, gegen seinen hässlichen Charakter mehrere Knoblauchzehen zu kauen, um ihn zu verdecken.
 
Diese wunderbarste aller Wunderknollen heisst „ajo morado“ und steckt unter einer rötlichen Zwiebelhaut. Der Geschmack ist ausgeprägter als jener, der dem weissen Knoblauch eigen ist.
 
Gegenwärtig suche ich nach einer Bezugsquelle dieser „ajo morado“, damit ich sie am kürzesten Tag des Jahres in meinem Garten ansiedeln kann. Einige gute Rezepte habe ich inzwischen bereits gesammelt:
 
Lammrücken: 4 Teile zu je 250 g plus ein Zweiglein Rosmarin und so viele Knoblauchzehen wie bekömmlich zugeben. Das Ganze dann mit 225 ml Olivenöl und einem Glas Weisswein übergiessen. Nachher den Ofen auf 160 ºC vorheizen, das Gericht einschieben, während 2 Stunden schmoren lassen und den Lammrücken regelmässig mit der Sauce benetzen
 
Hoffentlich gelingt Ihnen, lieber Leser und liebe Leserin, dieser Festschmaus. Wenn ja, schicke ich Ihnen dann auf Anfrage gerne das nächste Rezept für eine tolle Knoblauchsuppe à la „Las Pedroñeras“ mitsamt einem Rezept für die „Gachas Manchegas“.
 
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