Textatelier
BLOG vom: 31.05.2006

Wasser-Geheimnisse: Das misshandelte „Blut der Erde“

Autor: Walter Hess
 
Wer im Chemie-Unterricht lernt, das Wasser bestehe aus Wasserstoff und Sauerstoff (H2O) im richtigen Verhältnis, erhält das Gefühl, das sei eine wirklich einfache Substanz. Doch das trifft nur in Bezug auf die Formel und damit auf Chemie-Prüfungen zu. In Tat und Wahrheit ist Wasser etwas vom Geheimnisvollsten, was es an Lebenselementen auf dieser Erde gibt, und wahrscheinlich sind noch lange nicht alle seine Eigenschaften bekannt. Man denke nur an den Genuss eines frischen Quellwassers im Vergleich mit demselben Wasser, das man einige Stunden stehen oder gar durch Leitungen fliessen liess. Beides ist chemisch dasselbe – aber es schmeckt ganz anders. Das eine wirkt lebendig, das andere abgestanden, tot.
 
Die einzelnen Wasser-Moleküle haben die Tendenz, sich zu verklumpen, also so genannte Clusters zu bilden. Das sind nur kurzzeitige Erscheinungen. Die Klumpen zerfallen sofort, und die Einzelmoleküle vereinigen sich sofort wieder mit anderen zu neuen kurzlebigen Haufen – ein ständiger Prozess von unerfassbaren Dimensionen. Und diese Anhäufungen von Einzelmolekülen, die ein neues Ganzes bilden, haben ganz andere Eigenschaften als ein Einzelmolekül H2O. Man spricht deshalb sogar von einem „Gedächtnis des Wassers“, also von einer Fähigkeit zur Informationsspeicherung und -übertragung. Und die eingehenden Kenntnisse dieser Informationsspeicherung wird vielleicht einmal auch in der Lage sein, die Funktionsweise der Homöopathie zu erklären. Je mehr man über die Wassereigenschaften forscht, desto verwirrlicher ist die Sache.
 
Einer der ersten gründlichen Wasser-Forscher war Viktor Schauberger (1885−1958). Dieser österreichische gelernte Förster und Naturforscher mit seiner ausgesprochen guten Beobachtungsgabe brachte vollkommen neue Erkenntnisse ans Licht. Es war deshalb vom AT Verlag, Baden CH (ehemals Aarau) und München, sehr verdienstvoll, eine grosse Auswahl an Artikeln, Aufsätzen und Briefen zur Wasserthematik von Jörg Schauberger, dem Enkel des Wasserforschers, zusammenstellen sowie sorgfältig kommentieren und editieren zu lassen. „Das Wesen des Wassers“ (so der Buchtitel) wird in dem 374 Seiten starken Buch in verständlicher Art erhellt, wenigstens einige Aspekte davon. Ich habe dieses Werk an 2 Abenden bei einem Glas Juraquellwasser ab Hahn gelesen, als ob es sich um einen Krimi handeln würde – denn dabei taucht immer wieder Unbekanntes auf.
 
Die Natur-Korrektoren
Als eine besondere Kostbarkeit erschienen mir die Ausführungen Schaubergers zur Flussregulierung, die ja in der Vergangenheit immer eine Flussbegradigung war mit dem Musterbeispiel Linth-Korrektion durch Konrad Escher von der Linth. Man versuchte, die Natur zu beherrschen statt zu verstehen und verlagerte die Probleme nur. Und so gilt denn das 21. Jahrhundert der Korrektur der Korrektionen und den Schadensbegrenzungen bei kaum oder schwer reparablen Umweltverschandelungen. Schauberger im Originalton: „Es kann und darf nicht Aufgabe des Ingenieurs sein, die Natur zu korrigieren. Seine Aufgabe ist es vielmehr, die natürlichen Vorgänge, soweit es möglich ist, zu ergründen und die Beispiele, die die Natur an gesunden Wasserläufen bietet, bei jenen Wasserläufen, die einer Regulierung bedürfen, nachzuahmen.“
 
Wann genau das geschrieben wurde, weiss ich nicht, aber sicher vor Schaubergers Tod am 25. September 1958 in Linz, wie meine messerscharfe Logik eindeutig erahnen lässt. Und er wies schon damals auf wasserbauliche Dummheiten hin, offenbar ohne Gehör zu finden: „Man sieht, dass bisher 2 Kardinalfehler begangen wurden: Man hat durch rasche Ableitung des Wassers auf der Erdoberfläche die Wassermassen zu rasch wieder der Atmosphäre zugeführt und dadurch neuerlich Niederschläge und Hochwasser hervorgerufen und ausserdem das Wasser seinem wichtigsten Zweck, nämlich dem Eindringen in die Erde, entzogen.“ Es kommt nicht von ungefähr, dass der Forscher das Wasser immer wieder als „das Blut der Erde“ bezeichnet.
 
Im erwähnten neuen Buch steht alles drin, was man zur Wasserbewirtschaftung im grossen Stil wissen müsste – falls dieses Bewirtschaften, was ja einen Bezug zur Wirtschaft hat, überhaupt nötig ist. Doch hat man das anfallende Wasser durch schnurgerade Abflussrinnen möglichst rasch entsorgt und die so beschleunigten Überschwemmungen den Unterliegern überlassen. Die richtigen im Sinne natürlichen Abflussverhältnisse wären laut Schauberger auch für die Uferbildung nötig – doch diesbezüglich hat man sich häufig aus dem Betonkübel und mit Steinblöcken beholfen. Und Schauberger wies auch auf den Zusammenhang zwischen Wasser und Lufttemperatur hin, „der bei keiner Regulierung vernachlässigt werden darf“. Doch die Menschheit hatte das gerade übersehen und die Temperatur wird durch einen gigantischen CO2-Ausstoss noch laufend erhöht und das in Gletschern gespeicherte Wasser nimmt seinen Weg nach unten..
 
Die Kapillarwirkung
Schauberger hat sich selbstredend nicht allein dem grossen Wasserhaushalt zugewandt, sondern auch filigrane Abläufe z. B. im Innern der Pflanzen beobachtet, so etwa die berühmte Kapillarwirkung, welche die Schwerkraft ausser Betrieb setzt und das Steigen der Säfte ermöglicht. Ich erlaube mir, die entscheidenden Sätze zu diesem Naturwunder an unsere Nutzer weiterzugeben:
 
● „Dem Wasser kommt eine gewisse innere Vitalität und, wenn es in Kapillaren hochsteigt, bei der Zufuhr der notwendigen Aufbaustoffe eine ausschlaggebende Rolle zu.“
● „Das Steigen im Baume (kann) nicht allein mit den bisher ins Treffen geführten physikalischen Momenten, wie mit der Wirkung des Aussenluftdruckes usw. erklärt werden, sondern (muss) mit den in steter Pulsation in jeder Zelle vor sich gehenden Stoffwechselvorgängen des Baumes seine Erklärung finden. (Es ist) also eine Folge der vitalen Tätigkeit der kapillaren Baumzellen.“
 
Bemerkenswert ist der Hinweis auf Professor Kurt Bergel aus Berlin, der hinsichtlich der Herz- und Bluttätigkeit bei animalischen Wesen zu ähnlichen Schlüssen kam und die noch immer geltende Anschauung, dass der Motor „Herz“ das Blut durch alle Teile des Körpers pumpe, in Frage stellte: „Diese Arbeit leisten vielmehr die Millionen hoch aktiven Kapillaren, die den Körper durchziehen.“ Das Herz ist vielleicht, wie ich beifügen möchte, eine Art Koordinationsorgan, das gewisse Hilfeleistungen anbietet und anderseits auch vom kapillaren Geschehen profitiert. Zweifellos ist dieses landläufig auf eine Pumpe reduzierte Organ viel komplexer als wir annehmen können. Und aus dieser Erkenntnis heraus ist es leicht, einen Bezug zum Wasser herzustellen: Geheimnisse sind überall.
 
Sachbücher, die zu neuen oder sich erweiternden Erkenntnissen beitragen, faszinieren mich immer. Sie können beispielsweise mithelfen, dem Lebensgeheimnis näher zu kommen und schulwissenschaftliche Dogmen zu überdenken. Ganz im Sinne Schaubergers: „Alles Leben entspringt aus dem Wasser. Das Wasser ist demnach die eigentliche Lebensquelle. Grund genug, sich mit dieser zu befassen.“
 
Bibliographische Angaben
Schauberger, Jörg (Herausgeber): „Das Wesen des Wassers“, AT Verlag, Baden und München 2006, ISBN 3-03800-272-0. Preis: 42.00 CHF, 24.90 Euro.
 
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