Textatelier
BLOG vom: 25.07.2005

„Shoot to kill“ – oder: Auf dem langen Weg zur Einsicht

Autor: Emil Baschnonga

Ahnungslos war Charles de Menezes am vergangenen Freitagmorgen, 22. Juli 2005, in London unterwegs, aus dem Hinterhalt von bewaffneten Polizisten beschattet. Statt auf einen Zuruf anzuhalten, gab er Fersengeld.

Was hätten Sie an seiner Stelle getan? In seinem Alter von 27 Jahren hätte ich höchst wahrscheinlich ebenfalls die Schranke beim Eingang der Stockwell-Metrostation übersprungen, um den vermeintlichen Strassenräubern zu entkommen. Er stürzte in seiner Panik in durch die offene Türe eines Wagens der „Northern Line“. Umzingelt lag er den Zivilpolizisten wehrlos vor den Füssen.

„Er glich einem in die Enge getriebenen Kaninchen“, sagte der Augenzeuge Mark Whitby, der ganz in der Nähe im Wagen sass, „und schien absolut vom Schrecken versteinert.“ 5 Kugeln pumpte ihm einer der Polisten in den Schädel.

Seit 3 Jahren hatte der Brasilianer Mendezes unbescholten als Elektriker gearbeitet. Jetzt ist er tot. Er hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt, seine Unschuld zu beteuern. Weltweit hat die Presse über diesen tragischen Fall berichtet. Damit ist dieser noch längst nicht erledigt und abgetan.

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Die Polizei und die Armee haben eine 30-jährige Erfahrung im Kampf gegen den IRA-Terrorismus (Nordirland) gesammelt. Viele Einsichten haben sie daraus offensichtlich nicht gewonnen.

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Und genau um Einsichten geht es. Doch zuerst gilt es, die Ursachen des Terrorismus zu ergründen, wie von Walter Hess überzeugend in seinem Blog vom 24. Juli 2005 dargelegt.

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In der „YouGov’s survey“ (Umfrage – nachschlagbar im Internet: http://www.yougov.com) unter der arabischen Bevölkerung für den „Daily Telegraph“ durchgeführt, befinden 77 % die Bombenanschläge als absolut ungerechtfertigt. 13 % der Befragten haben viel Verständnis oder Sympathien für die Beweggründe der Terroristen, 11 % ein gewisses und 6 % wenig davon. Knapp über die Hälfte verneint jede Sympathie zu Gunsten der Terroristen.

Auf die Glaubwürdigkeit der Regierung befragt, wird mehrheitlich Misstrauen geäussert. Tony Blair selbst schürt das Misstrauen, indem er die Motive der selbstmörderischen Bombenträger als „perverted and poisonous“ (pervers und giftig) bezeichnet, und schlimmer noch, jeden Zusammenhang mit Irak abstreitet. Rund 32 % der britischen Anhänger des Islams stufen die westliche Gesellschaft als dekadent und sittenlos ein. Die Wiederwahl des kriegerischen Tony Blair ist ein weiterer Belastungsfaktor der angeschlagenen Glaubwürdigkeit.

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Wenn man bedenkt und wenn es stimmt, dass 1 % der Jugendlichen Islam-Anhänger und zu Terrorakten bereit sind, leben 160 potentielle Terroristen in unserer Mitte. Somit kommt der Terrorismus nicht nur von aussen, sondern wuchert zunehmend, wie leider erwiesen, im Land selbst.

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Ein respektierter Kenner der arabischen Welt weist nachdrücklich darauf hin, dass zur Komplizität zwischen Amerika und England ganz besonders auch das Thema Palästina und Israel hinzukommt – ein Auslöser des sich geographisch ausbreitenden Tsuzami des Hasses und Fanatismus.

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Der Islam ist längst nicht mehr auf Arabien beschränkt. Er hat die Welt erfasst und gewinnt Gläubige unter Schwarzen, Weissen und vieler anderer Rassen. Dieses Glaubensbekenntnis wird von vielen als eine tragfähige Alternative zur Doktrin des westlichen Materialismus und der ihm anhaftender Dekadenz gesehen. Hier prallen 2 Globalisierungswelten zusammen – mit verheerenden Folgen.

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Auf die britische Insel beschränkt und bezogen, sollten meiner unbedeutenden Meinung nach:

1. das Parlament seine 3-monatige Ferienpause sofort annullieren,

2. Tony Blair endlich zugeben, dass Irak ein wesentlicher Auslöser der Bombenattentate ist und seine Demission einreichen,

3. ein glaubwürdiger Beirat von Kennern der islamischen Mentalität und arabischer Denkweise eingesetzt werden, um den politisch geschürten Konflikt und damit verbundenen Exzesse so weit als möglich und stufenweise einzudämmen.

Dies könnten die 1. Schritte auf dem langen Weg zur Einsicht sein, und sie könnten dazu beitragen, die Schranken, worüber der arme Menezes fliehend in den Tod stolperte, abzubauen.

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