Ich möchte zusammen mit meinem Sohn eine Solar-Kochkiste bauen. Bereits habe ich in verschiedenen Buchhandlungen nach Literatur zu diesem Thema gesucht, bin aber nicht fündig geworden. Ist eigentlich Solarenergie-Nutzung nicht mehr aktuell?
Christoph Ehrenmann, CH-3283 Kallnach
Antwort: Tatsächlich scheint die einfallsreiche Nutzung der Gratisenergien im Norden wieder vernachlässigt zu werden; in den südlicheren, ärmeren Gebieten kommt man notgedrungen nicht um sie herum, zumal Holz und Dung rar sind; der Tiermist wird lieber zu Düngezwecken als zur Wärmeerzeugung verwendet. In Indien und Kenya gibt es ganze Solarküchen (Küchenhäuser) im grossen Stil, die ausschliesslich mit Sonnenlicht betrieben werden. Im übrigen ist in den wohlhabenden Ländern das Erdölverschwenden (nach US-Vorbild), eine Umweltkriminalität ohnegleichen, die bestraft statt gefördert werden müsste, gewissermassen salonfähig geworden, und dann staunt man wieder, wenn sich das Klima unangenehm verändert...
Bei der Nutzung natürlicher Energien muss man nicht immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen, sondern es geht im Wesentlichen immer auch um eine Rückkehr zum Elementaren. Das ist ein Erlebnis, das sogar etwas kosten darf, eine geistreiche Gegenreaktion auf unsere gedankenlose Art des Umgangs mit Ressourcen.
Der Bau einer Kochkiste und das anschliessende Erlebnis, die Sonnenenergie einzufangen und damit einen selbst gebasteltem Backofen zu betreiben, ist ein schönes, erfüllendes Tun. Und wenn Sie im Familienkreis dann noch ein darin während Stunden sanft gegartes Gericht geniessen können, ist das ein Höhepunkt, der alle Beteiligten mit Genugtuung erfüllt. Schon der Duft beim Öffnen des Kochkistendeckels ist ein Traum, lohnt alle Mühen.
Der Bau eines Sonnenkochers[1] ist einfach. Im Prinzip handelt es sich einfach um eine innen mit wärmedämmenden Materialien isolierte Kiste, wobei ich keine Kunststoffe verwenden würde, da diese Weichmacher ausgasen können. Meistens wird vor die Isolation im Innern der Kiste eine schwarz eingefärbte Blechwanne gestellt, und wenn auch noch schwarze oder zumindest dunkle Kochgefässe (mindestens ein schwarzer Deckel) verwendet werden, wird sehr viel Sonnenwärme absorbiert. Ein aufklappbarer und verstellbarer Reflektor (ein Spiegel oder im Idealfall ein gekrümmter Sammelspiegel bzw. Parabolspiegel) hat die Aufgabe, zusätzliches Sonnenlicht zu konzentrieren und in die Kochmulde umzuleiten, einem Brennglas ähnlich. Notfalls können auch spiegelnde Alufolien verwendet und zu grossen Facettenspiegeln verarbeitet werden, die wie Brenngläser das Licht bündeln. So kann die Temperatur im Solarbackofen auf 150°C oder mehr ansteigen, und bei dieser Innentemperatur kann man verschiedene Gerichte zubereiten: Braten, Reis und sogar Fladenbrote können gebacken werden.
In ähnlicher Weise können auch Sonnendörrer oder Warmwasseraufbereitungsanlagen gebaut werden. Die Technik ist durchschaubar, und begabte Bastler können eigene Erfindungen machen, um die Geräte wirkungsvoller und komfortabler zu gestalten . Meister das Tüftelns können einen kleinen uhrwerkähnlichen Motor bauen, welcher die Kochkiste langsam dreht und auf den Sonnenstand ausrichtet...
h.
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[1] Einige Angaben sind der Homepage www.cuisinesolaire.com entnommen, wo Sie zusätzliche Informationen und Anregungen finden können.
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