Pirmin Adrian Meier, Dr. phil., geboren 1947 in Baden, aufgewachsen im historisch denkwürdigen Aargauerdorf Würenlingen/AG, seinem Bürgerort, liess sich dank einer Anregung des örtlichen Briefträgers Anton Meier schon 1960, aus Anlass einer Beobachtung des mittlerweile aus der Schweiz verschwundenen Raubwürgers, zum Vogelfreund anregen. Nach der Bezirksschule in Endingen machte er bei den Benediktinern in Sarnen (Nachfolger der Klosterschule Muri) die Matura, doktorierte 1975 bei Peter von Matt über das Verhältnis von Geschichtsschreibung und Dichtung, betätigte sich ab 1974 als Mitarbeiter und Redaktor beim katholischen Aargauer Volksblatt in Baden, darauf als Bezirkslehrer in Leuggern AG. Ab Herbst 1979 bis zu seiner Pensionierung 2012 unterrichtete er Philosophie, Deutsch, Geschichte, Latein und Religion an der Kantonsschule Beromünster LU, deren tausendjährige Geschichte er unter dem Titel «Schola Beronensis» 2016 veröffentlichte.
Was politische Aktivitäten betrifft, gehörte Pirmin Meier meistenteils als parteiloses, in der Christdemokratischen Fraktion integriertes Mitglied dem Aargauer Verfassungsrat an, zur Beratung der 1979 noch verworfenen, aber 1980 endlich angenommenen noch heute gültigen Kantonsverfassung. Zu den von Pirmin Meier massgeblich mitverantworteten Errungenschaften des Verfassungstextes gehören u.a. die «Würde der Kreatur» (später in die Bundesverfassung übernommen), die «Meinungsfreiheit des Schülers» und, in Zusammenarbeit mit dem in dieser Sache engagierten Badener Apotheker Edi Zander, «die nichtsesshaften ethnischen Minderheiten». Heftig umstritten war sein 1975 gestellter, eine grundsätzliche Debatte überhaupt ermöglichender Antrag zur Trennung von Kirche und Staat einschliesslich der – nach einer längeren Übergangsfrist – für künftige Generationen preiszugebenden Privilegien der Kirchen in Sachen Steuererhebung. Gesellschaftlich verankertes christliches Brauchtum einschliesslich Feiertage sollte jedoch nicht angetastet werden; die Anrufung Gottes in der Verfassung interpretierte Pirmin Meier ausdrücklich als überkonfessionell im Sinne einer Rousseauschen Zivilreligion; vor allem als Bestätigung, dass es eine absolute Staatsmacht wie überhaupt absolute menschliche Macht nicht geben solle.
Als Schriftsteller setzte sich Pirmin Meier nach frühen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Lyrik sowie historischen Aufsätzen und Essays ab 1993 mit damaligen Bestsellern wie «Magisch Reisen Schweiz» (Goldmann-Verlag München 1993) und seinem im Jubiläumsjahr 1993 während 26 Wochen die Schweizer Sachbuchbestenlisten anführenden Hauptwerk «Paracelsus – Arzt und Prophet» durch: später mit den epochalen Biographien über Klaus von Flüe (ab 1997 mehrere Auflagen), den am längsten eingesperrten politischen Gefangenen der Schweiz, Micheli du Crest (1999) sowie als erster Schweizer Biograph des Homosexuellenpioniers Heinrich Hössli (2001), desgleichen mit der bis heute gründlichsten literarisch-historischen Darstellung einer priesterlichen Pädophilenaffäre mit «Der Fall Federer» (2002). Noch erfreuliche Beachtung fand Meiers beim Schweizerischen Jugendschriftenwerk SJW 2011 publiziertes Jugendbuch «St. Gotthard und der Schmied von Göschenen», einer Neuschreibung des historisch veralteten Bestsellers von 1919. Eine Biographie über einen Schweizer Politiker und dessen Familie durfte indes nicht erscheinen, sehr wohl aber zahlreiche Aufsätze in Sammelbänden zu Niklaus von Flüe, den heiligen Gotthard, die heilige Elisabeth, Dorfheilige in der Verehrung des Volkes, ausserdem Schriftstellerporträts wie zum Beispiel über weniger bekannte gute Autoren wie Xaver Herzog, Karl Kloter, Josef Vital Kopp, Erika Burkart, Jürg Federspiel,, Josef Maria Camenzind und andere., aber auch Berühmtheiten wie Joseph Victor von Scheffel und Arnold Stadler. Für voraussichtlich 2022 vorgesehen ist beim Unionsverlag Zürich die Publikation eines seit rund zehn Jahren erarbeiteten Hauptwerks über die Mystik in der Schweiz. Pirmin Meier ist Träger des Bodenseeliteraturpreises Überlingen, des Preises der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur und wurde als einziger Autor sowohl mit dem Aargauer als auch mit dem Innerschweizer Literaturpreis ausgezeichnet.
Mit dem Textatelier war und bleibt Pirmin Meier dank einer über Jahrzehnte währenden freundschaftlichen Beziehung mit dessen Gründer, seinem Aargauer Landsmann Walter Hess (1937 – 2015) verbunden. Die kollegiale Gemeinsamkeit begann damit, dass Walter Hess wie Pirmin Meier regelmässig über das Geschehen im Aargauer Verfassungsrat berichteten. Später fand man sich im gemeinsamen Naturbezug, bei Walter Hess als Chefredaktor von «natürlich», Pirmin Meer als Paracelsus-Kenner, Vogel- und Heilkräuterfreund, ein Bezug, der heute noch eine fundierte Kollegialität zum Beispiel mit dem langjährigen Textatelier-Mitarbeiter Heinz Scholz konstituiert. Für alle Beteiligten galt indes stets: Ausgehend von recherchiertem Fachwissen, halten wir uns als Publizisten von blossem Mainstream fern. Das Risiko, damit vielleicht gar als «altmodisch» zu wirken, schreckt nicht. Noch als Redaktoren jeweils bei unseren Zeitungen und Zeitschriften waren Walter Hess und ich als nicht unbedingt linientreue «Selber-Denker» nicht nur beliebt, wiewohl wir uns dank steter Weiterentwicklung von Denken und Wissen auf Dauer eine gewisse Glaubwürdigkeit errungen haben.
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